Hoffnungsträger: zielgerichtete Therapeutika
Imatinib, Bevacizumab, Erlotinib - das sind Beispiele für zielgerichtete Therapeutika in der Onkologie. Auf sie werden große Hoffnungen gesetzt, auch wenn bisher mit ihnen noch keine Heilung erzielt werden kann.
Von Philipp Grätzel von Grätz
BERLIN. Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sehen das Einsatzspektrum zielgerichteter Therapien in der Onkologie als noch längst nicht ausgereizt an. Es wird aber auch die Hoffnung geäußert, dass das Preisniveau sinkt.
Bei einer Veranstaltung der DGIM im Vorfeld des 117. Internistenkongresses rekapitulierte Dr. Nicole Jacobi von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck einige der Erfolgsgeschichten, die die gezielten Therapien ("targeted therapies") in den letzten Jahren in der Onkologie geschrieben haben.
So sei zum Beispiel gegen die chronisch-myeloische Leukämie und die gastrointestinalen Stromatumoren durch die Blockade des Tyrosinkinaserezeptors mit Imatinib eine Therapie entwickelt worden.
Auch die gezielte Blockade von Gefäßneubildungen habe bei zahlreichen Tumorerkrankungen zu therapeutischen Fortschritten geführt. "Bevacizumab zum Beispiel verlängert das Leben von Patienten mit metastasiertem Kolonkarzinom um 4,7 Monate, wenn es zusätzlich zur herkömmlichen Therapie eingesetzt wird", so Jacobi. Und bei Patienten mit Lungenkrebs im Stadium IIIb / IV sei immerhin eine Lebensverlängerung um zwei Monate erreichbar. Zudem könnten bei Frauen mit Brust- oder Ovarialkarzinom durch Bevacizumab progressionsfreies Überleben und Ansprechraten jeweils verdoppelt werden.
Erfolge, die Patienten zu Gute kommen, sieht Jacobi auch bei Erlotinib. Das kleine Molekül, das die Phosphorylierung der Tyrosinkinase verhindert, hat die Einjahresüberlebensrate bei Patienten mit Pankreaskarzinom als Add-on zu einer Gemcitabin-Monotherapie von 17 auf 23 Prozent steigen lassen.
"Klar sollte uns aber auch sein, dass keines dieser zielgerichteten Therapeutika Heilungen erreicht", gibt die Expertin aus Lübeck zu bedenken. Auch sei der therapeutische Nutzen nicht in allen Szenarien gleich ausgeprägt, und die unerwünschten Wirkungen seien teilweise beachtlich. Die DGIM hält es deswegen für gerechtfertigt und nötig, Kosten-Nutzen-Diskussionen im Zusammenhang mit gezielten Krebstherapien transparent zu führen. "Die Hoffnung ist, dass wir weitere zielgerichtete Medikamente in der Onkologie bekommen, die gut verträglich sind und trotzdem bezahlbar bleiben", betonte Jacobi.
Kongress-Seite des Veranstalters: www.dgim2011.de Akutelle Informationen auf unserer Sonderseite DGIM 2011