Hormone: Wann überwiegt der Nutzen?

Der Nutzen der Hormontherapie in Peri- und Postmenopause steht außer Frage. Eine S3-Leitlinie wird nun die individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken erleichtern.

Von Petra Eiden Veröffentlicht:
Ärztin und Patientin im Gespräch: Nutzen und Risiken der Hormontherapie gilt es, individuell abzuwägen.

Ärztin und Patientin im Gespräch: Nutzen und Risiken der Hormontherapie gilt es, individuell abzuwägen.

© Foto: Klaro

BERLIN. Nutzen und Risiken der Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause (HT) werden seit Jahren sehr intensiv diskutiert. Um die Auseinandersetzung zu versachlichen und die Ärzte bei der Kommunikation mit den Patientinnen zu unterstützen, wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) erstmals eine S3-Leitlinie zur HT entwickelt.

"Um ein differenziertes ärztliches Beratungsgespräch führen zu können, sind hochwertige evidenzbasierte Leitlinien dringend erforderlich", betonte Professor Olaf Ortmann aus Regensburg bei einer Pressekonferenz der DGGG in Berlin. Er hatte die Erarbeitung der S3-Leitlinie koordiniert, an der 20 medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Verbände und Selbsthilfegruppen beteiligt waren. Bislang gab es in Deutschland zur HT in Peri- und Postmenopause keine Leitlinie wie diese. Auch international gehört sie nach Angaben von Ortmann zu den qualitativ hochwertigsten.

Entsprechend der neuen Leitlinie hat die HT einen vielfältigen Nutzen, etwa die Linderung von Hitzewallungen. "Dennoch muss ihr Einsatz gründlich abgewogen werden, da die HT gesundheitliche Risiken bergen kann", hob DGGG-Präsident Professor Rolf Kreienberg aus Ulm hervor. Daher wurden die vorhandenen Studien zu relevanten klinischen Fragen wie klimakterische Beschwerden, vulvovaginale Atrophie, Harninkontinenz, koronare Herzkrankheit, Thromboembolie, Bewegungsapparat, Demenz und Krebs zusammengetragen, deren Grad der Evidenz bewertet und hierauf basierend Statements sowie Empfehlungen formuliert. Bei den Empfehlungen gebe es keine wesentlichen Unterschiede zu den bisher gültigen Konsensusempfehlungen der DGGG, die Auswertungen sowie Aussagen seien jedoch qualitativ hochwertiger und differenzierter, so Ortmann.

Besonderen Wert legt die DGGG auf das Kapitel zur Risikokommunikation. In einem sogenannten Balance Sheet werden für die verschiedenen klinischen Endpunkte die relativen und - wenn die Studien dies hergaben - absoluten Risiken aufgeführt. So geht aus der Übersicht hervor, dass sich durch eine Östrogen-Gestagen-Therapie pro Jahr auf 10 000 Frauen zum einen zwar 44 Frakturen und sechs Kolorektalkarzinome verhindern lassen, zugleich jedoch acht zusätzliche Mammakarzinome und 17 Thromboembolien auftreten. Diese Angaben sollen die Ärzte dabei unterstützen, unter Berücksichtigung der individuellen Risikofaktoren wie die familiäre Vorbelastung für Krebs, Alter, Übergewicht oder kardiovaskuläre Erkrankungen, mit den jeweiligen Patientinnen Vor- und Nachteile der HT zu diskutieren. Die DGGG plant zur Implementierung der Leitlinie entsprechende Fortbildungen für Ärzte und eine Version für Patientinnen.

Kurzfassung der S3-Leitlinie 2009 (PDF)

Langfassung der S3-Leitlinie 2009 (PDF)

Methodenreport der S3-Leitlinie 2009 (PDF)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren