Hypothermie - ein effektives Konzept nach Schlaganfall

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NÜRNBERG (ars). Paracetamol, Metamizol, physikalische Kühlung und Infusion kalter Infusionslösung verkürzen wesentlich die Fieberdauer nach Schlaganfall. Über dieses Resultat einer Studie an der Stroke Unit Erlangen hat Privatdozent Rainer Kollmar von der dortigen Universitätsklinik berichtet. Die Gehirntemperatur bei Ischämie oder intrakranieller Blutung habe einen Einfluss darauf, inwieweit ein Patient später eingeschränkt ist. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfehlen deshalb, bei einer Körpertemperatur über 37,5° C fiebersenkende Substanzen anzuwenden.

Allerdings lägen dazu keine Ergebnisse kontrollierter klinischer Studien vor, sagte Kollmar. Die MetaAnalyse von fünf Studien zu Monotherapien mit Paracetamol, Metamizol oder Ibuprofen in teilweise sehr hohen Dosierungen ergab keine Besserung des neurologischen Status. Das überrasche nicht, so Kollmar, denn die Körpertemperatur sei damit im Mittel nur um 0,2° C geringer gewesen als in der Kontrollgruppe. Experimentelle Daten jedoch belegten, dass die Hypothermie in Kombination mit rekanalisierenden Maßnahmen wie Thrombolyse eine effektive Methode sei. Den Ergebnissen einer Pilotstudie in Erlangen zufolge wirkt eine Kühlung auf 35° C über mehrere Tage nach intrazerebraler Blutung stark antiödematös.

Eine stärkere Hypothermie ist offenbar weniger günstig, wie die ICTUS-L*-Studie ergeben hat. In dieser Untersuchung begann die therapeutische Kühlung frühestens 90 Minuten nach der Thrombolyse, wobei für 24 Stunden eine Temperatur von 33° C aufrechterhalten wurde. Bei den auf diese Weise behandelten Patienten war die Infektionsrate erhöht, die Studienparameter aber waren nicht signifikant verbessert.

*ICTUS-L: Intravenous Thrombolysis plus Hypothermia for Acute Treatment of Ischemic Stroke

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