Pädiaterkongress

Immer mehr Kinder mit rundem Rücken

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt vor den Folgen langen Sitzens bei Kindern. Immer mehr Jugendliche entwickelten Muskel- und Rückenerkrankungen.

Veröffentlicht:

BAD ORB. Vor den langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen des Sitzens bei Kindern und Jugendlichen hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gewarnt.

"Langes Sitzen ist dauerhaft genauso gefährlich wie das Rauchen", sagte der wissenschaftliche Kongressleiter Professor Klaus-Michael Keller am Mittwoch beim Herbst-Kongress des BVKJ in Bad Orb.

Es gebe einen besorgniserregenden Anstieg von Erkrankungen der Muskulatur und des Rückens. Bei rund 15 Prozent der Jugendlichen müsse heute die Diagnose "Morbus Scheuermann" gestellt werden. Vor einigen Jahren wurde diese Erkrankung allenfalls bei zwei bis drei Prozent aller Jugendlichen festgestellt.

Als Folge von Fehlhaltungen, mangelndem Muskeltraining und fehlenden ausgleichenden Bewegungen entwickele sich in den Jugendjahren die Wirbelsäule derart ungleichmäßig, dass Jugendliche laut Keller immer häufiger Rundrücken ausbilden, die auch vermehrt zu Rückenschmerzen führen.

Kinder sitzen zu lange vor dem Computer

Der Leiter des Fachbereichs Kinder- und Jugendmedizin der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden sieht die entscheidende Ursache darin, dass Kinder und Jugendliche in der Regel zu lange vor Computern, Fernsehern oder anderen digitalen Geräten sitzen.

Das gerade im Adoleszentenalter notwendige Training der Muskulatur komme so kurz. Daraus entstünden die verbreiteten Wohlstandskrankheiten wie Rückenprobleme, Übergewicht, Diabetes und Fehlentwicklungen der unteren Extremitäten.

Dabei, so Keller, könne mehr Bewegung leicht in den Alltag eingebunden werden, etwa wenn Eltern und Kinder die Treppe anstatt den Aufzug benutzten. Dazu müssten aber die Eltern eine Vorbildfunktion übernehmen. In Schulen dürften nicht zuerst die Sportstunden gestrichen werden, wenn ein Stundenplan gekürzt werden müsse.

Von der neuen Bundesregierung forderte BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann, ein Präventionskonzept auf den Weg zu bringen. Darin müssten Bewegung und gesunde Ernährung im Alltag der Kinder und Jugendlichen verankert werden, um auch die hohe Rate an Wirbelsäulenfehlbildungen zu reduzieren. (ras)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Europäischer Rheumatologie-Kongress

Wanddicke der Beinvenen kann Behçet-Diagnose unterstützen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“