Kampagne für Grippeschutz

"Impfen 60+" in Thüringen gestartet

Die thüringenweite Informationskampagne "impfen60+" ist an den Start gegangen. Hauptanliegen ist es, den Rückgang der Impfquote gegen Influenza und Pneumokokken bei Bürgern ab 60 Jahren zu stoppen.

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Impfschutz im Alter ist wichtig: Gerade ältere Menschen laufen Gefahr, dass eine Infektion etwa durch Grippeviren aus dem Ruder läuft.

Impfschutz im Alter ist wichtig: Gerade ältere Menschen laufen Gefahr, dass eine Infektion etwa durch Grippeviren aus dem Ruder läuft.

© MCG (Medical Consulting Group)

ERFURT. Die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner (DIE LINKE) sowie die Projektpartner haben gestern in Erfurt den Startschuss für die thüringenweite Informationskampagne "impfen60+" gegeben und deren zentrale Aspekte vorgestellt. In die Kampagne eingebunden ist auch das neue Impfportal www.thüringen-impft.de des Thüringer Gesundheitsministeriums, wie das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (HKI) mitteilt.

Die Kampagne richtet sich insbesondere an Thüringerinnen und Thüringer über 60 Jahre. Denn für sie kann eine Infektion – wie eine Grippe oder eine Lungenentzündung durch Pneumokokken – besonders schwerwiegende Folgen haben. Ab Oktober sind daher wissenschaftlich fundierte Informationsmaterialien in Arztpraxen, Apotheken, Krankenkassen und anderen Einrichtungen erhältlich.

Kooperationspartner wollen Impfbereitschaft fördern

In Thüringen stehen wir im Ländervergleich der Impfquoten noch ganz gut da, allerdings sinkt auch bei uns die Impfbereitschaft", so Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner, Schirmherrin der Kampagne. Die Informationskampagne "impfen60+" soll nun zeigen, wie einfach Vorsorge sei.

Prof. Axel Brakhage, Sprecher des Konsortiums InfectControl 2020 und Professor für Mikrobiologie und Molekularbiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ergänzt: ."Das Projekt impfen60+ ist Teil des deutschlandweit einzigartigen Programms InfectControl 2020. Wir erarbeiten in InfectControl 2020 Strategien zur Bekämpfung von Infektionen, die besonders die Menschen in Deutschland und Europa bedrohen." Die teilnehmenden Wissenschaftler und Industriepartner stammten aus vielen verschiedenen Disziplinen. Denn nur mit solch einem gesamtgesellschaftlichen, transdisziplinären Ansatz könne dem vielschichtigen Problem der Infektionskrankheiten entgegengewirkt werden.

Gesundheitsökonomische Auswertung geplant

Dass regelmäßige Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken die Krankenhausaufenthalte wegen Grippe um mehr als ein Drittel reduzieren könnten, betont in der Pressemitteilung auch Privatdozent Dr. Ole Wichmann vom Robert Koch-Institut, das einer von vier Verbundpartnern im Forschungsprojekt "impfen60+" ist. Wichtig sei insbesondere zu vermitteln, dass Impfungen nicht nur jeden einzelnen schützen, sondern auch andere Personen im persönlichen Umfeld.

Wer sich nicht impfen lässt, laufe zudem Gefahr, dass Infektionen z. B. durch Grippeviren oder Pneumokokken aus dem Ruder laufen. "Drei von vier Sepsis-Patienten, die in Thüringer Krankenhäusern behandelt werden, sind über 60. Die Sepsisanfälligkeit und –sterblichkeit steigt mit zunehmendem Alter drastisch an, da das Immunsystem schwächer wird", so Prof. Konrad Reinhart, Sepsis-Experte des Uniklinikums Jena (UKJ), ebenfalls Verbundpartner im Projekt "impfen60+".

Das UKJ begleitet die Kampagne mit einer gesundheitsökonomischen Bewertung, um zu untersuchen, inwieweit Impfungen das Gesundheitssystem entlasten können. Zugleich wurden die Botschaften in Kooperation mit der Universität Erfurt und einer Designagentur so aufbereitet, dass sie die Zielgruppe möglichst gut erreichen, heißt es in der Pressemitteilung. (run)

Hintergrundinformationen zu "Impfen 60"

  • Im wissenschaftlichen Verbundprojekt "impfen60+" entwickeln die Universität Erfurt, das Designbüro Lindgrün GmbH, das Universitätsklinikum Jena und das Robert Koch-Institut Strategien und Maßnahmen der Gesundheitskommunikation, um in der Altersgruppe 60+ die Impfquote zu steigern.
  • "impfen60+" ist unabhängig von der Pharmaindustrie und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Teil der Forschungsinitiative InfectControl2020.
  • Das Projekt verbindet erstmalig die Aufklärung über Impfungen und Sepsis. Hauptanliegen ist es, den Rückgang der Impfquote gegen Influenza und Pneumokokken bei Thüringer Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren zu stoppen und die Anzahl der Impfungen in dieser Altersgruppe zu steigern. Das Projekt läuft noch bis September 2019.
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