COVID, Grippe und Co.

Gesellschaft Rheumatologie: Impfschutz bei Rheuma aktualisieren – jetzt!

Rheumapatientinnen und -patienten gehören zu den Risikogruppen, die besonders von einem aktualisierten Immunstatus profitieren – sei es gegen SARS-CoV-2, Influenzaviren oder Pneumokokken.

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Der Schutz vor Infektionskrankheiten ist für jeden wichtig – besonders davon profitieren aber Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

Der Schutz vor Infektionskrankheiten ist für jeden wichtig – besonders davon profitieren aber Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

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Stuttgart. Für Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion wird eine weitere COVID-19-Auffrischimpfung empfohlen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) in einer Mitteilung vom Donnerstag hin. Der erneute Booster – möglichst mit einem an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff – sei besonders wichtig für Menschen, deren körpereigene Immunabwehr geschwächt ist, sei es aufgrund einer chronischen Grunderkrankung oder aufgrund von Medikamenten, die das Immunsystem bremsen.

„Bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen trifft oft beides zu“, wird Privatdozentin Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, stellvertretende Leiterin der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster in der Mitteilung zitiert. Zum einen verringere das chronische Entzündungsgeschehen die Fähigkeit des Immunsystems, sich mit Krankheitserregern auseinanderzusetzen. Zum anderen müssten Rheuma-Betroffene oft Medikamente einnehmen, die die Immunfunktion beeinträchtigten. Sie sollten sich daher besonders konsequent vor Infektionen schützen.

Grippe-Impfung: „Dafür ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt“

Auch sollte der Schutz vor anderen Infektionskrankheiten nicht vergessen werden. So zählen Rheumapatientinnen und -patienten auch zu den Risikogruppen, die sich jährlich neu gegen Grippe impfen lassen sollten. „Dafür ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt“, so Hasseli-Fräbel. Die Zahl der registrierten Influenza-Infektionen liege derzeit noch auf einem sehr niedrigen Niveau, der Beginn der Grippewelle, der meist um den Jahreswechsel herum liege, zeichne sich noch nicht ab. Bei einer zeitnahen Impfung bleibt dem Immunsystem damit noch genug Zeit, um einen guten Grippeschutz aufzubauen.

Älteren und/oder immungeschwächten Personen empfiehlt die STIKO darüber hinaus, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. In die diesbezügliche Empfehlung wurde in diesem Herbst auch die Vakzine PCV20 neu aufgenommen, die einen besonders guten und breiten Schutz vor 20 unterschiedlichen Pneumokokken-Varianten vermittelt. Die Kostenübernahme über den Sprechstundenbedarf steht jedoch noch in einigen Bundesländern aus.

COVID-19-Register: hochdosiertes Kortison wirkt sich negativ aus

Wichtige Erkenntnisse dazu, wie SARS-CoV-2-Infektionen bei Menschen mit Rheuma verlaufen, stammen aus dem COVID-19-Register der DGRh (www.covid19-rheuma.de), das Hasseli-Fräbel bereits früh im Verlauf der Pandemie mit initiiert hat und bis heute betreut. Es umfasst mittlerweile Daten von mehr als 7.100 Patientinnen und Patienten und bestätigt eindrucksvoll die positiven Effekte der COVID-19-Impfung. „Aus den Daten konnten wir außerdem ablesen, wie wichtig eine gute Kontrolle der rheumatologischen Grunderkrankung dafür ist, einen schweren COVID-Verlauf abzuwenden“, so die Rheumatologin. Patientinnen und Patienten sollten ihre Rheumamedikamente daher auf keinen Fall eigenmächtig absetzen oder in ihrer Dosis verringern.

Das Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs kann zusätzlich gesenkt werden, wenn die entzündlich-rheumatische Erkrankung mit Rheumamedikamenten und möglichst wenig Kortison unter Kontrolle gehalten wird. Denn die Einnahme von hochdosiertem Kortison wirkt sich negativ auf den Verlauf von Infektionen aus – auch das geht aus den Registerdaten hervor. „Das COVID-19-Register der DGRh ist eines der umfangreichsten zu diesem Thema weltweit“, wird DGRh-Präsident Christof Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kliniken Essen-Mitte in der Mitteilung zitiert. „Rheumatologisch tätige Kolleginnen und Kollegen sind weiterhin dazu aufgerufen, hiervon regen Gebrauch zu machen und so die wissenschaftliche Arbeit des Registers zu unterstützen.“

Stärkere Antikörperantwort durch Unterbrechung der MTX-Therapie

Wie sich eine Booster-Impfung optimieren lässt, wurde jetzt zudem in einer aktuellen randomisierten Studie überprüft (Lancet Rheumatology 2023, online 12. Dezember). Demnach kann eine 2-wöchige Unterbrechung der Methotrexat-Basistherapie die Antikörperantwort auf eine Boosterung mit einem mRNA-Impfstoff deutlich verstärken. Der Effekt hielt über mindestens 6 Monate an und führte vorübergehend zu einer Zunahme entzündlicher Krankheitsschübe, die sich größtenteils selbst regulierten. (eb/otc)

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