Individual-Medizin steht noch ganz am Anfang

BERLIN (sun). Im Moment ist die individualisierte Medizin noch ein Hoffnungswert, denn ihre behaupteten Heilversprechen sind nicht belegt. Das gilt vor allem für die Krebstherapie, so der Onkologe Professor Wolf-Dieter Ludwig.

Veröffentlicht:
AkdÄ-Vorsitzender Ludwig sieht Chancen für die bessere Identifizierung von Patientengruppen.

AkdÄ-Vorsitzender Ludwig sieht Chancen für die bessere Identifizierung von Patientengruppen.

© AkdÄ

In der individualisierten Medizin soll ein Patient mithilfe genetischer Marker, den sogenannten Biomarkern, das richtige Medikament in richtiger Dosierung zum richtigen Zeitpunkt erhalten.

Insbesondere in der Krebstherapie sei die Bezeichnung bedenklich, sagte Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, beim 36. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer am Donnerstag in Berlin.

"Vieles, was unter dem Begriff subsumiert wird, klingt zwar attraktiv, ist aber durch klinische Studien wenig oder gar nicht belegt", so Ludwig. Mittlerweile gebe es "maximal eine Handvoll genetischer Tests".

"Wir befinden uns noch ganz am Anfang"

Der medizinische Fortschritt, der mit dem Begriff suggeriert werde, habe bisher nicht stattgefunden. "In Wahrheit befinden wir uns in der Erforschung der individualisierten Medizin noch ganz am Anfang", so der Arzneimittelexperte.

Eine maßgeschneiderte Therapie werde es für die Mehrzahl der Patienten in naher Zukunft nicht geben. Aber er sehe auch Chancen: "In Zukunft können wir vielleicht besser Patientengruppen identifizieren, die auf spezielle Medikamente gut ansprechen", sagte Ludwig.

Vor allem sei weitere Forschung auf diesem Gebiet notwendig, fordert der Pharmakologe Professor Ingolf Cascorbi von der Uni Kiel. Nur so könne der tatsächliche klinische Nutzen gesteigert werden.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Apogepha

EU-Kommission lässt Ryzneuta® zu

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System