DGIM-Kongress

Internisten rücken Ökonomisierung der Medizin in den Fokus

Mit dem Klinik-Codex "Medizin vor Ökonomie" steht der 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Zeichen der Besinnung auf ethische Grundprinzipien ärztlichen Handelns.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

MANNHEIM. Betriebswirtschaftliche Belange dürften nie das ärztliche Handeln bestimmen, fordert die Vorsitzende der DGIM und Kongresspräsidentin Professor Petra-Maria Schumm-Draeger aus München. Im Mittelpunkt einer jeden Entscheidung müsse stets der kranke Mensch stehen. Die ökonomisch gesteuerte medizinische Versorgung richte in Deutschland einen "großen materiellen wie immateriellen Schaden" an, kritisiert Schumm-Draeger.

Damit soll nun Schluss gemacht werden: Der DGIM-Vorstand hat gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Internisten, leitenden Vertretern der Schwerpunktgesellschaften der Inneren Medizin und Vertretern weiterer Fachgesellschaften einen Klinik-Codex verabschiedet, der jetzt beim Internistenkongress in Mannheim vorgestellt werden wird. Darin formulieren die Autoren, dass ökonomische Kriterien "weder eine Indikation noch irgendeine Maßnahme der Diagnostik und Therapie" bestimmen dürften, so Schumm-Draeger. Vor allem leitende Ärztinnen und Ärzte sollen sich gegenüber ihren Geschäftsführungen auf diesen Codex berufen können. "Das ist etwas anderes, als wenn Sie als Einzelperson ihre ethischen Grundsätze vertreten müssen."

Die seit zwei Jahren laufende Kampagne "Klug entscheiden" adressiert ebenso die Schnittstellen von Medizin und Ökonomie. In mehreren Sitzungen werden die Schwerpunktgesellschaften wieder jeweils fünf Positiv- und Negativ-Empfehlungen abgeben. Jedes Jahr wird mindestens eine weitere Empfehlung der jeweiligen Fachgesellschaft hinzukommen. Damit soll, teils durch ökonomische Fehlanreize bedingten, Tendenzen der Über- und Unterversorgung entgegengewirkt werden. Schumm-Draeger: "Es ist die Indikationsqualität für den individuellen Patienten, die im Vordergrund stehen muss!"

Der Rücken gestärkt wird den Internisten durch prominente Redner wie Karl Kardinal Lehmann sowie den Philosophen und ehemaligen Staatsminister Professor Julian NidaRümelin. In den Plenarvorträgen sowie im Festvortrag werden sie und weitere Referenten das Leitthema des DGIM-Kongresses aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Die Ärzte Zeitung begleitet den Kongress über das ganze Wochenende aktuell online und mit zusätzlichen Kongressbeilagen. Am Sonntag und Montag informiert Sie zudem ein Extra-Telegramm über die DGIM-Highligths.

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