Jetzt ist es höchste Zeit, gegen Gräserpollen zu hyposensibilisieren

NEU-ISENBURG (ikr). Laufende, juckende Nasen und tränende Augen sind jetzt wieder bei vielen Patienten an der Tagesordnung. Die Heuschnupfen-Saison hat begonnen. Oft helfen moderne Antihistaminika und Kortikoid-Nasensprays. Benötigen die Patienten zunehmend auch orale Kortikoide oder treten erste bronchiale Symptome als Zeichen eines beginnenden Pollen-Asthmas auf, rät Professor Schultze-Werninghaus zu einer spezifischen Immuntherapie.

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Durch Hyposensibilisierung lassen sich Symptome und Medikamentenverbrauch drastisch und über Jahre reduzieren - bei der Birkenpollen-Allergie um etwa 45 Prozent und bei der Gräserpollen-Allergie um mindestens 30 Prozent im Vergleich zu Placebo (Allergo J 15, 2006, 56). Ein weiteres wichtiges Argument für eine spezifische Immuntherapie (SIT) ist für Schultze-Werninghaus der Schutz vor Asthma. Zumindest Kinder würden nach neuen Studienergebnissen durch eine subkutane Immuntherapie vor Asthma geschützt.

Spezifische Immuntherapie nützt auch alten Patienten

"Die SIT eignet sich jedoch nicht -wie lange Zeit vermutet - nur für Kinder und junge Erwachsene, sondern nach neuen Studiendaten durchaus auch für ältere Patienten über 50 Jahre", sagte der Pneumologe aus Bochum zur "Ärzte Zeitung". Die SIT sei auch bei älteren Patienten eine Option, wenn eine symptomatische Therapie, etwa mit Antihistaminika, die allergischen Symptome nicht ausreichend lindert.

Auch bei Patienten mit einer unkomplizierten Hypertonie sei gegen eine SIT nichts einzuwenden, so der Kollege. Vorsicht mit einer Hyposensibilisierung sei jedoch bei Patienten geboten, die mit einem Beta-Blocker behandelt werden.

Bei einer Allergie gegen Frühblüher wie Hasel, Erle und Birke ist es für eine SIT jetzt schon zu spät. Bei solchen Patienten sollte die Behandlung erst nach der Blütezeit, spätestens jedoch im November, gestartet werden, so Schultze-Werninghaus. Anders ist es bei der Gräser-Pollenallergie. Bei einer solchen Allergie ist eine SIT auch jetzt noch möglich.

Nach Angaben des Pneumologen kann etwa eine Kurzzeittherapie oder eine SIT mit verkürzter Aufdosierungsphase gemacht werden. Auch eine Hyposensibilisierung mit der erst seit kurzem erhältlichen Sublingual-Tablette gegen Gräserpollen-Allergie sei jetzt noch möglich. Für die langsame klassische SIT mit wässrigen Allergen-Extrakten sei es nun aber bereits zu spät, so der Kollege.

Weitere Infos zu Heuschnupfen: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/061-014.htm

Lesen Sie dazu auch: Immuntherapie ohne Erfolg? Das kann an Eschenpollen liegen



STICHWORT

Spezifische Immuntherapie

Bei der spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) ist die subkutane Immuntherapie (SCIT) mit wässrigen Allergenen oder Allergoiden nach wie vor der Standard.

Bei der klassischen Form beginnt im Herbst eine etwa achtwöchige Aufsättigungsphase, gefolgt von einer Erhaltungstherapie in vier- bis sechswöchigen Abständen über drei Jahre. Die Dosierung richtet sich nach dem Präparat.

Eine weitere Option ist die Kurzzeit-SCIT. Je nach Extrakt werden vier bis acht Injektionen empfohlen. Allergologen empfehlen dies vor allem für Patienten, denen die klassiche Immuntherapie zu lange dauert, oder wenn die Pollensaison schon bald beginnt.

Auch die sublinguale Therapie (SLIT), bei der das Medikament unter die Zunge geträufelt oder eine Tablette unter die Zunge gelegt wird, ist eine Option. Die Wirksamkeit der SLIT ist besonders bei Erwachsenen mit Birken- und Gräserpollenallergie recht gut belegt. (ikr)

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