Kahle Beine waren die Folge von Neuropathie

Kahle Beine und Unterarme können bei Diabetikern Hinweise auf eine Neuropathie sein. Ursache für den Haarausfall sind trophische Störungen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

ERLANGEN. Nach langjährigem Diabetes mellitus führen Mangelversorgung und Nervenschädigung in der Haut und den Hautanhangsgebilden zu Ernährungsstörungen, unter anderem der Haarfollikel. Daran hat Privatdozent Igor Alexander Harsch aus Erlangen erinnert (MMW 16, 2009, 5).

Harsch beschreibt die Krankheitsgeschichte eines 72-jährigen Mannes, der seit über 30 Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt ist. Inzwischen hatten sich bei dem Patienten eine Nephropathie, Retinopathie und Neuropathie der Füße und Unterschenkel entwickelt. Bei der klinischen Untersuchung waren die kahlen Unterschenkel aufgefallen.

Auf Nachfrage gab der Patient an, dass die Behaarung dort in den vergangenen zwei Jahren ausgegangen sei und auch an den Unterarmen abgenommen habe. Eine arterielle Verschlusskrankheit bestand ebenso wenig wie ein Hypogonadismus. Zudem klagte der Patient über Kribbelparästhesien. Damit war der Haarausfall mit großer Wahrscheinlichkeit als Diabetes-Folge zu interpretieren.

Diese trophische Störung bei Diabetikern kann sich außerdem als Brüchigkeit der Fuß- und Fingernägel und pergamentartiger Veränderung der Haut äußern. Nach zehnjähriger Krankheitsdauer habe etwa jeder dritte Diabetiker solche Störungen, so Harsch. Der genaue Entstehungsmechanismus sei nicht bekannt.

Prinzipiell unterscheiden muss man bei der diabetischen Neuropathie Schäden an motorischen, sensorischen und autonomen Nerven. Veränderungen des autonomen Nervensystems betreffen einerseits das Gefäßsystem, wobei bevorzugt Vasokonstriktionen auftreten, andererseits die Haut mit Anhidrosis und Hypohidrosis. Die Haut wird trocken und weist Rhagaden auf. Fissuren sollten unbedingt verhindert werden, weil sie Ausgangspunkt für Mykosen und bakterielle Infektionen sowie für Ulzera sind.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Eine gefährliche Kombination

Diabetes und Depressionen gehen oft Hand in Hand

Nervenschädigungen

So diagnostizieren Sie die diabetische Neuropathie

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

„ÄrzteTag“-Podcast

Dürfen Vertragsärzte Kassenpatienten Privattermine anbieten, Frau Vogtmeier?

Praxisübernahme

Wie es einer Kollegin nach dem ersten Jahr der Niederlassung geht

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Sie kommt relativ oft vor, wird aber oft übersehen: die kardiale autonome diabetische Neuropathie.

© Aleksandra Kuzmina / stock.adobe.com

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko