Kognitive Tests liefern wirklich Hinweis auf Gehirnschädigung

FRANKFURT/MAIN (ug). Einfache Skalentests zum geriatrischen Assessment bei Demenzkranken sind neurobiologisch fundiert. Die Ergebnisse korrespondieren mit hirnbiologischen Veränderungen, die in aufwendigen Untersuchungen nachgewiesen werden können. Diese kognitiven Tests liefern also tatsächlich Hinweise auf das Ausmaß der Hirnschädigung.

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In der Praxis werden einfache, praktische Instrumente wie der Uhrentest eingesetzt, um beurteilen zu können, wie es bei Patienten mit Demenz um Alltagsfähigkeiten, Gedächtnis oder affektive Störungen bestellt ist. Bisher war jedoch unklar, ob schlechtere Ergebnisse in diesen Assessment-Instrumenten neurobiologische Veränderungen im Gehirn widerspiegeln.

Dass dies tatsächlich so ist, haben Dr. Peter Häussermann von der Universität Kiel und Dr. Robert Perneczky von der Technischen Universität München nun in mehreren Studien nachgewiesen. Für ihre Arbeit sind die beiden Forscher mit dem diesjährigen Preis für Hirnforschung in der Geriatrie ausgezeichnet worden. Er wird vom Lehrstuhl für Geriatrie an der Universität Witten-Herdecke verliehen und vom "Zukunftsforum Demenz", einer Initiative des Unternehmens Merz, gestiftet.

Teilnehmer waren Patienten mit Lewy-Körperchen assoziierten Erkrankungen wie der ParkinsonDemenz. Bei diesen Patienten wurde jeweils ein geriatrisch-gerontopsychiatrisches Assessment zur Alltagsbewältigung und zur Gedächtnisleistung gemacht. In bildgebenden Verfahren haben Häussermann und Perneczky dann bei den Patienten nach geschädigten Gehirnarealen gesucht. Dabei haben sie eine deutliche Korrelation festgestellt: Schlechte Assessment-Werte korrespondierten mit einer stärker ausgeprägten Hirnschädigung. "Das geriatrische Assessment funktioniert also tatsächlich", so Häussermann bei der Preisverleihung in Frankfurt am Main.

Ein weiteres Thema der beiden Forscher war die Bedeutung der sogenannten kognitiven Reservekapazität, also das Maß der Anpassungs- und Kompensationsfähigkeit des älter werdenden Gehirns. Ausbildung, berufliche Anforderung und sportliche Aktivität erhöhen die kognitive Reserve und bilden eine Art Schutzmechanismus.

Umgekehrt bedeutet das: Patienten mit höherer kognitiver Reserve, also etwa Menschen mit einer längeren Schulausbildung, haben beim gleichen Grad der funktionellen Einschränkung ein stärker geschädigtes Gehirn als Patienten mit niedrigerer Reserve, so ein weiteres Ergebnis der beiden Forscher.

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