Labrador kuschelt mit Patienten in der Hängematte

GÖTTINGEN (pid). "Komm, Beke!" Der neunjährige Toni hat der Labradorhündin ein Halsband umgelegt und geht mit ihr zum Ergotherapieraum. Auf dem Weg dorthin macht Beke noch einen Abstecher in ein offen stehendes Büro, um sich dort eine Portion Hundekuchen abzuholen. Eigentlich sind im Klinikum gar keine Tiere erlaubt, doch die Labradorhündin ist ein Sonderfall. Sie ist als Therapiebegleithund auf der kinderpsychosomatischen Station tätig und damit die einzige vierbeinige Mitarbeiterin des Klinikums.

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Zwei- bis dreimal in der Woche bringt die Diplom-Ergotherapeutin Judith Schiffmacher den fünf Jahre alten Labrador mit auf die Kinderstation. Sie hat ihre Hündin zum Therapiebegleithund ausbilden lassen. Zunächst wurde ihr Einsatz in einer sechsmonatigen Pilotphase getestet. Dann entschied der Vorstand des Bereichs Humanmedizin, Beke als Therapiebegleithund auf der Kinderpsychosomatik-Station zuzulassen.

"Beke tut unseren Patienten gut"

Die Klinikumsleitung war von den Erfolgen beeindruckt: "Beke tut unseren Patienten gut", sagt Stationsleiterin Susanne Thiele. Allein ihre Anwesenheit übe eine positive Wirkung auf die Patienten im Alter zwischen eineinhalb und 18 Jahren aus.

Auf der Station mit zehn Betten werden Kinder und Jugendliche behandelt, die etwa an Verhaltens-, Ess- und Schlafstörungen oder anderen psychosomatischen Erkrankungen leiden. Bei manchen Patienten ist es im Zuge von organischen Grunderkrankungen zu psychischen Überlagerungen gekommen.

Inzwischen ist Beke fest in den Alltag der Station integriert: "Es wird einfach erwartet, dass ich sie mitbringe", sagt Hundebesitzerin Judith Schiffmacher. Beke darf allerdings nicht in die Küche und auch nicht ins Arztzimmer, ansonsten kann sie sich auf der Station frei bewegen. Außerhalb der Station wird sie in dem für sie erlaubten Bereich an der Leine geführt.

Zum Beispiel, wenn Toni mit ihr zum Ergotherapieraum geht. Dort baut der Neunjährige aus verschiedenen Elementen einen Bewegungsparcours auf und führt Beke vor, wie sie über die Treppe gehen soll. Auf der obersten Stufe legen sie einen Stopp ein: "Sitz, Beke, sitz!" Dann zeigt er der Hündin, wie sie über eine Bank balancieren soll.

Als Beke zu früh wieder herunterspringt, zeigt er es ihr noch einmal. "Es ist gut für das Selbstbewusstsein, wenn die Kinder sehen, dass sie Beke etwas beibringen können", sagt Judith Schiffmacher. "Dabei lernen sie selbst nebenbei, die Anforderungen des Parcours zu bewältigen. Außerdem stellen sie fest, dass ein Hund auch nicht alles sofort kann."

Und Beke hat noch eine wichtige Eigenschaft: Anders als erwachsene Menschen schimpft und mäkelt sie nicht herum. Sie freut sich über jeden, der da ist, stellt keine Forderungen und hört immer zu. Gegen ein Leckerli zur Belohnung hat sie nichts einzuwenden.

Wellness-Programm der besonderen Art

Als nächstes sind Claudia und Luna dran. Die jungen Patientinnen möchten gerne zusammen mit Beke in der Hängematte liegen. Der Hund springt dazu, und sie schaukeln zu dritt herum. Die Mädchen spüren Bekes Körperwärme und Herzschlag, die Nähe der gemütlich zusammengerollten Hündin wirkt beruhigend und entspannend - ein Wellness-Programm der besonderen Art.

Manchmal braucht Beke auch gar nichts zu machen, Hauptsache, sie ist da. Zum Beispiel beim gestalterischen Arbeiten im Werkraum. Während Kati zusammen mit Judith Schiffmacher beim Zeichnen und Malen ihrer Phantasie freien Lauf lässt, liegt Beke daneben auf den Tisch und schläft.

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