Leitlinie empfiehlt Vorverlagerung der HPV-Impfung

BERLIN (gvg). Ärzte vieler Fachrichtungen plädieren für eine Vorverlagerung des erstmöglichen Impftermins bei der HPV-Impfung. Dadurch könnte die Effektivität der Impfung verbessert werden.

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Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt derzeit die HPV-Impfung zum Schutz vor Vorstufen des Gebärmutterhalskarzinoms für Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren. Bei erwachsenen Frauen sollte die Entscheidung für oder gegen eine Impfung demnach einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung folgen.

In einer kürzlich vorgelegten S3-Leitlinie spricht sich das bei der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie angesiedelte interdisziplinäre HPV-Management-Forum für eine Impfempfehlung ab neun Jahren aus. Mitherausgeber der Leitlinie sind mehrere medizinische Fachgesellschaften von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft über die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bis zur Deutschen Krebsgesellschaft.

Argumente für einen früheren Impftermin gebe es reichlich, wie der Pädiater Dr. Thomas Fischbach aus Solingen betonte. So rücke der Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs seit Jahren nach vorne. Bis zu 16 Prozent der 14-Jährigen hätten das "erste Mal" schon hinter sich, so Fischbach bei einer Veranstaltung der Arbeitsgruppe HPV-Management Forum in der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie in Zusammenarbeit mit Sanofi Pasteur MSD.

Bei einer frühen Impfung sei die Chance höher, auch diese Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr - wie empfohlen - dreimal zu impfen. Auch die Immunantwort auf die HPV-Impfung sei bei jüngeren Kindern besser als bei älteren, wie der Gynäkologe Ulrich Freitag aus Wismar betonte. Am stärksten steigen die Titer der neutralisierenden Antikörper bei Impfungen um das zehnte Lebensjahr.

Abgesehen vom Impfzeitpunkt äußert sich die S3-Leitlinie des HPV-Management-Forums auch zu einigen anderen Aspekten der HPV-Impfung. Von einem HPV-Test vor der Impfung wird abgeraten. Dagegen spreche unter anderem, dass persistierende Infektionen oft Einzelinfektionen sind, die HPV-Impfungen aber gegen mehrere HPV-Typen effektiv seien, sagte Professor Gerd Gross von der Klinik für Dermatologie der Universität Rostock.

Auch würden gerade bei Frauen unter 30 Jahren durch HPV-Tests viele passagere HPV-Infektionen identifiziert, die wieder verschwinden. Außerdem sei ein selektiver Nachweis der unterschiedlichen impfrelevanten HPV-Typen derzeit nicht zu vertretbaren Kosten möglich, so Gross.

Die Leitlinie zur HPV-Impfung steht im Internet unter: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/082-002.htm

Zeitpunkt des ersten Mals rückt nach vorn.

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