M. Crohn - oft genügen topische Steroide

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Röntgenkontrastbilder des Dünndarms (links): Entzündete Darmwand (weiße Pfeile) und ein Fistelgang (Pfeil mit Stern). Mitte: MRT-Bild derselben Region im Querschnitt. Rechts: Kapselendoskopiebilder des betroffenen Mukosa-Areals bei Morbus Crohn, unteres Bild: Fistelöffnung (Pfeil mit Stern).

Röntgenkontrastbilder des Dünndarms (links): Entzündete Darmwand (weiße Pfeile) und ein Fistelgang (Pfeil mit Stern). Mitte: MRT-Bild derselben Region im Querschnitt. Rechts: Kapselendoskopiebilder des betroffenen Mukosa-Areals bei Morbus Crohn, unteres Bild: Fistelöffnung (Pfeil mit Stern).

© Fotos: Universität Bochum/Köster

LEIPZIG (scho). Trotz der Fortschritte im Verständnis der Ätiologie und Pathogenese bei Morbus Crohn ist eine kausale Therapie der Erkrankung bislang nicht etabliert. Mit Immunmodulatoren gelingt es jedoch bei den meisten Patienten, eine Remission zu erreichen.

Die Therapie bei Morbus Crohn richtet sich nach der Schubschwere. Daran erinnerte Professor Andreas Stallmach von der Universität Jena bei einem Gastroenterologie-Seminar in Leipzig, das von der Falk Foundation unterstützt wurde.

Bei einem leichten bis mittelschweren Schub ist Mesalazin 4 g  pro Tag (etwa Salofalk®) Therapie der Wahl. Bei ileozoekalem Befall ist Budesonid (etwa Budenofalk®) 9 mg pro Tag die Option. Budesonid ist ein Glukokortikoid mit topischer und nur geringer systemischer Wirkung. Nach Verlaufsstudien benötigen mehr als die Hälfte aller Patienten mit Morbus Crohn keine systemische Steroidtherapie, so Stallmach.

Nur bei einem schweren Schub sollten systemische Steroide wie Prednisolon in einer Dosis von 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht verordnet werden. Gelingt es nicht, innerhalb von sechs Monaten die Dosis deutlich zu reduzieren, weil die Symptome wieder zunehmen, muss man von einer Steroidabhängigkeit ausgehen. Von Steroidversagen sprechen Spezialisten, wenn systemische Steroide bereits zu Therapiebeginn keine Symptomlinderung bringen. Parameter für ein Steroidversagen sind eine hohe Krankheitsaktivität, ein perianaler Befall und eine bereits erfolgte Resektions-Operation.

Was tun bei diesen Patienten? Stallmach empfahl Azathioprin (2,5 mg / kg KG) initial kombiniert mit Steroiden. Damit könne bei etwa 70 Prozent der Patienten eine lang anhaltende Remission erzielt werden. Wird Azathioprin nicht vertragen, kann auf Methotrexat (25  mg  i.m.  pro  Woche) umgestiegen werden.

Eine weitere Option bei Versagen dieser Therapie sind Antikörper gegen den Tumor-Nekrose-Faktor-alpha. Zugelassen ist Infliximab, das in einer Dosierung von 5 mg/kg an Tag 1, 15 und 43 verabreicht wird. Ebenfalls zugelassen bei mittel- bis schwerem Morbus Crohn ist mit Adalimumab ein weiterer TNFaa-Antikörper.

STICHWORT

CDAI

Anhand des Aktivitätsindexes CDAI (Crohn‘s Disease Activity Index) lässt sich der Verlauf bei M. Crohn beurteilen. Der CDAI berücksichtigt acht Variablen wie Zahl der Stühle pro Tag, Ausprägung von Bauchschmerzen und Hämatokrit. Für jede Variable werden Punkte vergeben. Ein CDAI von weniger als 150 Punkten entspricht einer Remission, ein CDAI von 150 bis 220 Punkten einem milden Schub, ein CDAI von 220 bis 450 Punkten einem moderaten Schub und ein CDAI über 450 Punkten einem schweren Schub. (mal)

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