Präkordialer Faustschlag

Mehr Schaden als Nutzen

Theoretisch spricht einiges für den präkordialen Faustschlag. Wenn es gilt, eine letale Arrhythmie zu beenden. Praktisch bewährt er sich aber offenbar nicht.

Veröffentlicht:
Vorsicht, Faust!

Vorsicht, Faust!

© mammamaart / iStockphoto

DONCASTER. Ob Computer, TV-Gerät oder Waschmaschine - wo Geräte den Dienst versagen, pflegt der Mensch erst einmal mit der Faust draufzuschlagen. Diese Art der Reparatur geht schnell, kostet nicht viel und hat bisweilen sogar Erfolg.

Herzen, die aus dem Takt geraten sind, werden nach der gleichen Regel traktiert: Pulslose ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern behandeln Notfallmediziner zunächst versuchsweise mit einem präkordialen Faustschlag.

Erstmals beschrieben hat die Methode im Jahr 1920 der Kölner Arzt Eduard Schott. Damals war eine Patientin wiederholt durch präkordiale Schläge aus Adam-Stokes-Anfällen befreit worden.

93 Jahre später ist allerdings noch immer wenig untersucht, wie effektiv der präkordiale Schlag wirklich ist. Wissenschaftler um Ziad Nehme von der Ambulance Victoria im australischen Doncaster haben das nun nachgeholt (Resuscitation 2013; 84: 1691).

Dazu besahen sie sich die Daten von mehr als 400 Notfalleinsätzen bei Patienten mit Herzstillstand, die nachweislich ventrikuläre Tachykardien oder Fibrillationen aufgewiesen hatten.

In knapp jedem vierten Fall (23,7 Prozent) bekamen die Patienten einen Schlag aufs untere Sternum, die übrigen wurden einer sofortigen Defibrillation unterzogen. Sonst bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Bei 16,5 Prozent der vor die Brust Geschlagenen änderte sich der Rhythmus: Fünf Patienten (4,9 Prozent) gelangten zurück zur Spontanzirkulation, bei doppelt so vielen aber verschlechterte sich das Rhythmusbild noch. Darüber hinaus musste bei drei der fünf erfolgreich Behandelten schließlich doch der Defi angelegt werden, weil sie einen erneuten Herzstillstand erlitten hatten.

Sofortige Defibrillation ließ die Spontanzirkulation deutlich häufiger zurückkehren, nämlich in 57,8 Prozent der Fälle. Verschlechterungen ereigneten sich in 12,3 Prozent der Fälle. Insgesamt erhielten in beiden Gruppen rund 90 Prozent der Patienten irgendwann während des Transports oder in der Klinik ihren Spontanrhythmus zurück. Lebend entlassen wurden jeweils etwa 70 Prozent.

Die Ersttherapie mit präkordialem Faustschlag verschlechtere die Lage von Patienten mit Herzstillstand häufiger, als sie diese verbessere, resümieren Nehme und Kollegen. "Die Unterstützung dieser Maßnahme sollte daher überdacht werden." (rb)

Mehr zum Thema

Interview

Antikoagulieren, wenn der Herzschrittmacher Vorhofflimmern detektiert?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert