Studie mit Senioren

Mehr Stürze bei hoher Dosis Vitamin D

Erhalten Senioren regelmäßig eine hohe Dosis von Vitamin D verabreicht, lässt sich der normale Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel zuverlässiger erreichen als mit der Standarddosis. Aber offenbar sind sie auch sturzgefährdeter.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Zur Prävention von Stürzen wird immer wieder eine Vitamin-D-Supplementation vorgeschlagen, um die Muskulatur zu stärken.

Zur Prävention von Stürzen wird immer wieder eine Vitamin-D-Supplementation vorgeschlagen, um die Muskulatur zu stärken.

© Glenda Powers / fotolia.com

ZÜRICH. Wenn die unteren Gliedmaßen im Alter nicht mehr zuverlässig funktionieren, wächst die Gefahr von Stürzen und Frakturen und die Gebrechlichkeit nimmt zu.

Als mögliche Präventionsstrategie wird immer wieder eine Vitamin-D-Supplementation vorgeschlagen, in der Hoffnung, damit die Muskulatur zu stärken. Doch bislang sind die Daten zu positiven Effekten widersprüchlich.

Nun haben Dr. Heike Bischoff-Ferrari und Kollegen von der Universität Zürich im Rahmen einer randomisierten Studie untersucht, ob eine monatliche, hochdosierte Vitamin-D-Gabe den funktionellen Abbau älterer Menschen verzögern kann (JAMA Intern Med 2016, online 4. Januar).

Hierzu wurden 200 Männer und Frauen ab 70 Jahre, die nach einem Sturz als Hochrisikopatienten galten, in drei Gruppen randomisiert.

Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten einmal monatlich eine Vitamin-D3-Dosis von 24.000 IU (entsprechend den aktuellen Empfehlungen von 800 IU/d), Probanden der zweiten Gruppe nahmen 60.000 IU ein (Hochdosisgruppe) und in der dritten Gruppe wurden 24.000 IU Vitamin D3 mit 300 µg Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin D) kombiniert (Kombigruppe).

67 Prozent der Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 78 Jahren waren Frauen, bei 58 Prozent bestand zu Studienbeginn ein Vitamin-D-Mangel (< 20 ng/ml).

Neben einem 25-OH-Vitamin-D-Spiegel von = 30 ng/ml war das primäre Ziel der Studie eine bessere Funktion der unteren Extremitäten. Monatlich berichteten die Patienten zudem über die Zahl ihrer Stürze.

Kein Einfluss auf die Funktionalität

In der Intention-to-Treat-Analyse zeigte sich unter Berücksichtigung von Ausgangswert, Alter, Geschlecht und BMI, dass mit dem hochdosierten Vitamin D3 sowie mit der Kombination aus 24.000 IU plus Calcidiol häufiger der gewünschte Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel erreicht werden konnte als in der niedriger dosierten Kontrollgruppe.

Nach sechs bzw. zwölf Monaten hatten in der Hochdosisgruppe 83 bzw. 81 Prozent den Normbereich beim 25-OH-Vitamin D erreicht, in der Kombigruppe 94 bzw. 83 Prozent. Beide Veränderungen waren gegenüber der Kontrollgruppe (64 bzw. 55 Prozent) signifikant.

Die Funktionalität der unteren Extremitäten besserte sich dagegen unter der hohen Vitamin-D-Dosierung gegenüber den anderen Gruppen nicht. Unterschiede ergaben sich in der zwölfmonatigen Beobachtungszeit allerdings bei Stürzen.

Während in der Hochdosisgruppe 67 Prozent und in der Kombigruppe 66 Prozent der Teilnehmer erneut stürzten, waren es in der Kontrollgruppe 48 Prozent. Also waren die Senioren mit den höchsten 25-OH-Vitamin-D-Werten innerhalb der zwölf Studienmonate am stärksten sturzgefährdet.

Hochdosistherapie nicht empfohlen

Ähnlich ungünstige Auswirkungen unter einer monatlichen Vitamin-D-Hochdosierung waren bereits in früheren Studien beobachtet worden. Erklärungen für diesen Effekt stehen bislang allerdings aus.

Da die monatliche Hochdosis sowie die Kombinationstherapie mit Calcidiol die Stabilität bereits gestürzter Senioren über 70 Jahren offenbar nicht verbessern, sondern möglicherweise sogar weitere Stürze begünstigen, sollte eine solche Option nicht zur Prävention empfohlen werden, so Bischoff-Ferrari und Kollegen.

Ob sich die Ergebnisse dieser Studie auf ein Regime mit täglicher Vitamin-D-Einnahme übertragen lassen, müsse in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

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Kommentare
Cordula Molz 14.01.201612:04 Uhr

Was für ein Unfug..

Zum einen ist ein Zielwert von 30 zu niedrig um signifikante Effekte zu sehen und 60.000 IU pro Monat als Hochdosistherapie zu bezeichnen ist ein Scherz. Ich bin sehr gespannt, wann sich endlich herumgesprochen hat, dass die Empfehlung von 800 IU Resultat eines Rechenfehlers war und vor allem bei Vorliegen eines Mangels nirgendwo hin führt.

Quelle: Heaney, R.P. et al. 2015. Letter to Veugelers, P.J. and Ekwaru, J.P., A Statistical Error in the Estimation of the Recommended Dietary Allowance for Vitamin D. Nutrients 2014, 6, 4472-4475

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