Mit prominenter Hilfe werden Schüler "Fit am Ball"

KÖLN (pah). In einer Turnhalle in Köln-Bocklemünd wird Fußball- Lehrer Christoph Daum von knapp hundert Schülern der Max-Ernst-Gesamtschule begeistert begrüßt. Daum ist zusammen mit seinem Trainer-Kollegen Doug Mason vom Eishockeyklub Kölner Haie in die Schule gekommen, um die vierte Phase des Schulsport-Projekts "Fit am Ball" zu eröffnen.

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Mit "Fit am Ball" versucht die Deutsche Sporthochschule (DSHS) in Köln seit drei Jahren, Präventionsarbeit gegen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu leisten. Im Mittelpunkt des Projekts stehen zusätzliche freiwillige Sport-AGs, die nach einem von der DSHS entwickelten Konzept ablaufen. Die Schulen erhalten Trainingsmaterialien und eine Anschubfinanzierung von 180 Euro.

Projektleiter Professor Jürgen Buschmann von der DSHS schätzt, dass an der Aktion bislang 35 000 Schüler zwischen acht und zwölf Jahren mitgemacht haben. 2007 sind wieder 80 Schulen neu dazugekommen. Insgesamt sind jetzt 1200 an dem Projekt beteiligt, das zum größten Teil von dem Kölner Chipshersteller Intersnack finanziert wird.

Buschmann zieht ein positives Fazit aus den vergangenen drei Jahren: "Drei von vier Schulen führen das Projekt auch ohne direkte Unterstützung fort." Besonders gut sei "Fit am Ball" bei Mädchen und in Schulen in sozialen Brennpunkten oder mit hohem Einwandereranteil angekommen. Nach diesen Kriterien seien auch die neu dazugekommenen Schulen - darunter auch die durch Gewalt in die Schlagzeilen geratene Berliner Rütli-Schule - ausgewählt worden. Eine repräsentative Umfrage unter Teilnehmern der ersten drei Projektjahre hat gezeigt, dass Kinder aus Problemschulen dem Projekt bessere Noten gaben als Schüler aus wohlhabenderen Milieus. Außerdem hat sich ihr Selbstwertgefühl im Laufe des Projekts deutlicher verbessert als bei anderen Schülern. "Uns war es wichtig, eine Einstellungsveränderung zu erzielen", sagt Mathias Bellinghausen von der DSHS. Fast dreimal so viele Mädchen wie Jungen haben nach dem Projekt angegeben, gerne Fußball zu spielen.

Die Sporthochschule will nun als Teil von "Fit am Ball" die Ursachen von Übergewicht soziologisch erforschen lassen. Ein Team von Soziologen unter Leitung des Frankfurter Professors Ulrich Oevermann soll zwei Jahre lang bei Fit-am-Ball-Teilnehmern und deren Familien kulturelle und schichtenspezifische Ursachen von Übergewicht untersuchen.

Am 25. April geht die vierte Phase des Projekts mit einem Kinder- und Jugendturnier in Köln zu Ende. Dort werden auch die Profis von 1.FC Köln und Kölner Haien gegeneinander antreten. Beide Mannschaften messen sich in einem von Buschmann entworfenen "Kölschen Sechskampf", der die unterschiedlichen Anforderungen an Kraft, Koordination und Ausdauer in Eishockey und Fußball berücksichtigt. Fußball wird nicht gespielt. Für die FC-Profis ist das vielleicht kein Nachteil, nachdem sogar Daum ihnen scherzhaft eine Beteiligung an dem Schulsport-Programm nahegelegt hatte. "Wer das letzte Sonntagsspiel (0:5 gegen Essen) gesehen hat, weiß, dass ‚Fit am Ball‘ für unsere Profis am wichtigsten wäre."

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