Kontaktlinsen

Mucin aus Schweine-Mägen gegen Augenschäden

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MÜNCHEN. Patienten, die unter trockenen Augen leiden, mangelt es meist an einem molekularen Schmierstoff in der Tränenflüssigkeit: dem Mucin MUC5AC. Vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen kann dies problematisch sein, erinnert die TU München in einer Mitteilung. Ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse werde das Gewebe der Hornhaut verletzt. Forscher um Professor Oliver Lieleg von der Munich School of BioEngineering, hätten deshalb die Idee gehabt, das fehlende Mucin direkt auf die Linse aufzubringen, so die TU München.

Für die Versuche benötigten die Forscher größere Mengen des Moleküls. Menschliche Tränen fielen damit als mögliche Quelle aus. Das Team entwickelte deshalb ein Verfahren weiter, mit dem sie das Mucin aus den Mägen von Schweinen isolierten. Dieses Schweinemucin ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich.

Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre charakteristische Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert. "Die meisten bisher kommerziell erhältlichen Mucine, die momentan zum Beispiel zur Behandlung von Trockenheit im Mundraum eingesetzt werden, haben genau diese Fähigkeit verloren, das haben wir in mehreren Versuchen zeigen können. Man könnte sich somit auch Wasser in den Mund sprühen. Diese Mucine können deshalb auch nicht bei trockenen Augen helfen", wird Lieleg zitiert. In Tests am präparierten Schweineauge wurde dann mikroskopisch nachgewiesen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linsen auftraten, wenn sie mit dem speziell isoliertem Mucin beschichtet war (Advanced Materials Interfaces 2017; online 25. Juli). "Wir haben festgestellt, dass das Mucin von alleine an dem Linsenmaterial haftet und es deshalb gleitfähig hält", erklärt Benjamin Winkeljann, Erstautor der Studie, in der Mitteilung. Aus Sicht Forscher würde es somit ausreichen, die Kontaktlinsen zum Beispiel über Nacht in einer Mucinlösung zu lagern.

Die Beschichtung mit Mucin bietet mehrere Vorteile, heißt es in der Mitteilung der TU München: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Mucin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor. Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht wird und deshalb über den Tag verteilt mehrfach angewendet werden muss, haftet Mucin direkt an der Linse und schützt das Auge so dauerhaft. In den nächsten Schritten soll das Mucin aus Schweinemägen weiter getestet werden, um es bald beim Menschen einsetzen zu können. (eb)

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