Einzigartig

Münchens Spezialambulanz gegen Atemnot

An Deutschlands einziger Atemnotambulanz trainieren Lungenkranke, ihre ständigen Atemnotattacken zu beherrschen. Gibt es das Konzept bald auch in anderen Städten?

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Unbeschwert Atmen: Für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit.

Unbeschwert Atmen: Für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit.

© detailblick / fotolia.com

MÜNCHEN. Seit Februar 2015 gibt es an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) die erste und bisher einzige Atemnotambulanz in Deutschland. Sie wurde von Professor Claudia Bausewein gegründet , der Direktorin der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum.

Die Klinik kooperiert mit der Sektion Pneumologie und Thorakale Onkologie der Medizinischen Klinik V unter Leitung von Professor Rudolf M. Huber. Für das Konzept ließ Bausewein sich von England inspirieren. Im Ambulanz-Team arbeiten Lungenfachärzte, Palliativmediziner und Physiotherapeuten.

Ziel ist ein umfassenderes Therapieangebot für chronisch Lungenkranke, über die fachmedizinische Behandlung hinaus. Es geht vor allem um einen besseren Umgang mit den etwa bei COPD, chronischer Herzinsuffizienz, Lungenfibrose, pulmonal-arterieller Hypertonie und Krebs häufigen Atemnot-Attacken.

In Deutschland betrifft das vor allem Senioren. "Die meisten unserer Patienten sind 60 bis 80 Jahre alt", bestätigte Bausewein der "Ärzte Zeitung".

Angebot noch wenig bekannt

Die Überweisungen durch externe Fachärzte hielten sich bisher in Grenzen. "Dass man aus Sicht der Palliativmedizin mehr gegen Atemnot tun kann als bisher bekannt, ist für viele Pneumologen noch relativ neu", konstatiert Bausewein.

In der Onkologie inzwischen akzeptiert, sei der Sinn von Palliativmedizin für internistische Fachärzte derzeit oft noch weniger klar. Patienten trauten sich manchmal nicht recht an solche Angebote heran.

Zur Atemnotambulanz kämen aber viele aus eigener Initiative. Da das Angebot zeitlich begrenzt ist, werden sie bei Bedarf an der palliativmedizinischen Ambulanz langfristig weiter betreut.

In der Atemnotambulanz sind für sie in eineinhalb Monaten zwei Arzttermine vorgesehen, darüber hinaus stehen vier Termine bei Physiotherapeuten auf dem Programm, die auf Lungenerkrankungen und Atemnot spezialisiert sind. Mit ihnen lernen sie Methoden, um sicherer mit den Attacken umzugehen.

Ministerium fördert Studie

Dazu gehören etwa Selbstregulations-, Atem- und Körperübungen, verbesserte Tagesstruktur, Sport und sinnvoller Umgang mit Medikamenten. Auch ein Handventilator wird eingesetzt. "Die bisherige Forschung zeigt, dass ein kühler Luftzug im Gesicht die Empfindung von Atemnot reduzieren kann", so Bausewein.

Derzeit ist die Nutzung der Ambulanz mit der Teilnahme an der so genannte BreathEase-Studie verknüpft. Diese soll genauere Daten erbringen, ob und wie das Angebot auf die Gesundheit wirkt, und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Bisher nahmen 80 Patienten teil, weitere 80 sollen hinzukommen. Ergebnisse soll es ab Sommer 2018 geben.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur neuen S2k-Leitlinie

Bei Husten acht Wochen warten!

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus