Weltherztag

Nach der Reha oft wieder im alten Trott

Zum Weltherztag am macht die Deutsche Herzstiftung auf die Bedeutung der kardiologischen Rehabilitation aufmerksam. Nachsorgeangebote werden nach Meinung eines Experten noch zu wenig genutzt.

Veröffentlicht:

FRANKFURT / MAIN. Rund 75.000 Menschen mit einer Herzkrankheit gehen nach der Akutbehandlung in eine Rehabilitation. Sie machen gut sieben Prozent aller medizinischen Rehabilitationen bundesweit aus. Dabei fällt auf, dass etwa 57.400 Männer und etwa 17.600 Frauen eine kardiologische Rehabilitation vornehmen. Drei Viertel aller Reha-Patienten sind männlich, weil die koronare Herzkrankheit (KHK) bekanntlich deutlich mehr Männer als Frauen betrifft. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Deutschen Herzbericht 2016 hervor, der größten Versorgungsanalyse zur Herzmedizin in Deutschland, wie die Deutsche Herzstiftung zum Weltherztag am 29. September mitteilt.Der Thementag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Share the Power – Fuel your heart, move your heart, love your heart" .

Viele Reha-Patienten mit KHK

"Die Rehabilitation senkt langfristig das Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben", betont der Kardiologe Professor Axel Schlitt, Mitautor des Kapitels zur kardiologischen Reha im aktuellen Herzbericht und Chefarzt in der Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode in der Mitteilung. So leiden etwa 80 Prozent der Reha-Patienten an KHK. Viele von ihnen kommen nach einem akuten Herzinfarkt in die Reha-Klinik, gefolgt von Patienten nach Herz-Bypass- oder Herzklappen-Op, mit Herzinsuffizienz, Hypertonie und anderen Herzerkrankungen.

Die Rehabilitation von Herzkranken ist nur dann nachhaltig, wenn die Betroffenen dauerhaft einen gesunden Lebensstil beibehalten. "Die Reha wirkt mindestens ein Jahr nach", sagt Schlitt, "danach verwaschen die positiven Effekte, weil die Patienten häufig in ihren alten Trott zurückfallen." Zahlreiche Nachsorgeprogramme wie Herz- und Rehabilitationssportgruppen sowie zeitlich begrenzte und kardiologisch orientierte Reha-Programme wie IRENA und KARENA der Deutschen Rentenversicherung dienen dazu, die Patienten nach der Reha weiter zu motivieren. Doch sie werden zu wenig genutzt. "Über die Angebote sollte", so Schlitt, "viel häufiger informiert und geworben werden. Damit die Rehabilitation noch mehr Lebensjahre schenkt."

Da die KHK mit Depressionen und Angststörungen einhergehen kann, nimmt die psychologische Betreuung einen bedeutenden Platz in der Reha ein. "Das ist ein enorm wichtiger Aspekt und rückt die Psychokardiologie, die sich dem Zusammenhang von Herzerkrankungen und seelischem Befinden widmet, mehr und mehr ins Bewusstsein", so Schlitt. Das Konzept habe sich bewährt. Nach drei bis vier Wochen in der Reha-Klinik seien die Patienten psychisch wesentlich stabiler. In einer multimodalen Rehabilitation wird auf alle Lebensbereiche der Patienten wie Bewegung, Ernährung oder familiäre und berufliche Situation eingegangen, um Risikofaktoren zu mindern und eine gesunde Lebensweise zu fördern. Laut Herzbericht waren die Rehabilitanden häufiger im Handel und Verkehr, in der Metallverarbeitung sowie in Verwaltungs- und Organisationsberufen tätig.

Nachtarbeit macht krank

Auch wenn man seinen Beruf nur ungern ausübt, kann sich das nachteilig auf das Herz auswirken. "Das stresst und macht krank und gilt für einen Manager genauso wie für einen Fensterputzer." Gezeigt hat sich, dass Menschen, die nachts arbeiten, häufiger herzkrank werden, erinnert die Herzstiftung in der Mitteilung. Ihr Blutdruck und Puls ist erhöht. Sind sie bereits von KHK betroffen, besteht ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko. Deswegen verfügen etliche Reha-Kliniken über Büroräume oder Werkstätten, an denen Patienten die Situation an ihrem Arbeitsplatz simulieren, ihr Verhalten und ihre Einstellung zum Job überprüfen und ändern können.

Ein weiterer Schritt ist es, dass Kliniken mit Unternehmen und Betrieben sowie den dortigen Werksärzten kooperieren, wenn die Rehabilitanden wieder im Leben stehen. "Das ist sehr sinnvoll und sollte man viel häufiger anbieten",so Schlitt. (eb)

Der Herzbericht kann kostenfrei angefordert werden unter www.herzstiftung.de/herzbericht

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Susanne Kraft 29.09.201711:25 Uhr

Mangelhafte Abdeckung mit Herzsportgruppen

Nach einem Herzinfarkt mit 5-wöchiger Reha wollte ich 2016 in eine Herzsportgruppe eintreten, um dauerhaft regelmäßig unter ärztlicher Kontrolle etwas für meine Gesundheit zu tun. Es war unmöglich, weil es im Umkreis von über 30 km um meinen Wohnort (mitten in der Metropolregion Rhein-Neckar!) keine einzige Herzsportgruppe gibt!
Mind. 60 km (hin und zurück) Auto fahren zu müssen für 1 - 1,5 h Sport ist weder gesund noch sinnvoll machbar, wenn man berufstätig ist, weil der Stress größer wäre als der Nutzen der Sportstunde.
Ich habe mir selbst sportliche Alternativen geschaffen, da mir weder die RV Bund noch meine Krankenversicherung helfen konnte.

Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt