Neue Asthma-Leitlinie - konkrete Hilfe für die Praxis

Die Deutsche Atemwegsliga und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie haben auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie ihre überarbeitete Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bei Asthma vorgestellt. Eine wesentliche Neuerung dabei sind praktische Empfehlungen für die weitere Behandlung von Patienten, bei denen die übliche stadiengerechte Therapie nicht ausreichend wirkt.

Veröffentlicht:

Die "Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Asthma" wurde zuletzt vor sieben Jahren überarbeitet. Seither sind verschiedene neue Substanzen zur Asthma-Therapie zugelassen und neue Erkenntnisse zu Diagnostik und Pathophysiologie gewonnen worden.

Dies habe, so Professor Heinrich Worth vom Klinikum Fürth, eine Neufassung der bisherigen Empfehlungen erforderlich gemacht. Die Leitlinie soll Ärzte, die Asthma-Patienten versorgen, bei der Diagnostik, bei der Wahl der Therapie und bei der Verlaufskontrolle unterstützen, sagte Worth in Berlin. Zudem bildet die neue Leitlinie eine wichtige Grundlage für das Disease-Management-Programm Asthma, das im Sommer umgesetzt werden soll.

Tagesdosen inhalativer Glukokortikosteroide (in µg)
Wirkstoff
niedrige Dosis
mittlere Dosis
hohe Dosis

Erw.
Kinder
Erw.
Kinder
Erw.
Kinder
Beclometason*
= 500
< 400
= 1000
= 400
= 2000
> 400
Budesonid
= 400
< 400
= 800
= 400
= 1600
> 400
Ciclesonid
80
160
**
Fluticason
= 250
< 200
= 500
= 200
= 1000
> 200
Mometason
200
400
800
* Dosis aus Zubereitungen mit kleiner Partikelgröße um die Hälfte reduzieren.
** Bei unzureichender Asthma-Kontrolle kann eine Dosiserhöhung über 160 µg erwogen werden.
Quelle: Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Asthma, Deutsche Atemwegsliga e. V. und DGP, 2005, Tabelle: Forschung und Praxis / Ärzte Zeitung
Inhalative Glukokortikosteroide sind die Grundlage der Dauertherapie.

Die überarbeitete Asthma-Leitlinie ist eine konsequente Fortsetzung der bisher bewährten alten Form, erläuterte Professor Wolfgang Petro von der Klinik Bad Reichenhall im Gespräch mit "Forschung und Praxis". Ein Schwerpunkt sei auf das Asthma-Management gesetzt worden, und hier sei vor allem die Bedeutung von nichtmedikamentösen Therapieverfahren wie der pneumologischen Rehabilitation herausgestellt worden, so Petro.

Die neue Leitlinie nimmt zudem Stellung zur Verzahnung zwischen Hausarzt, Facharzt, Krankenhaus und Reha-Klinik. Die Empfehlungen zur Pharmakotherapie seien dem aktuellen Wissensstand angepaßt und die Bedeutung einer effizienten antiinflammatorischen Therapie sei noch einmal unterstrichen worden.

Bedarfsmedikation zur Symptomkontrolle über alle Asthma-Schweregrade
erste Wahl Alternativen

inhalative raschwirksame Beta-2-Sympathomimetika

  • Fenoterol
  • Formoterol
  • Salbutamol
  • Terbutalin

inhalatives Anticholinergikum*

  • Ipratropiumbromid
  raschwirksames Beta-2-Sympathomimetikum + Anticholinergikum (Kombination)
  raschwirksames Theophyllin*
  nicht retardiertes orales Beta-2-Sympathomimetikum*
* Wirkungseintritt langsamer respektive Wirkung schwächer im Vergleich zu raschwirksamen Beta-2-Sympathomimetika
Quelle: Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Asthma, Deutsche Atemwegsliga e.V. und DGP, 2005, Tabelle: Forschung und Praxis / Ärzte Zeitung
Bei Bedarf stehen als erste Wahl vier inhalative rasch wirksame Beta-2-Sympathomimetika zur Verfügung.

Im Detail bedeutet dies, daß zwar nach wie vor für die medikamentöse Erstbehandlung von asthmakranken Kindern und Erwachsenen die Stufentherapie je nach Schweregrad empfohlen wird. Hat der Patient trotz stadiengerechter Therapie jedoch weiterhin Symptome, werden jetzt in der neuen Leitlinie in einer Tabelle Vorschläge zur Intensivierung der Therapie gemacht.

Dabei wird genau erklärt, welche Medikation hierfür in Frage kommt. Und in einer weiteren Tabelle gibt es genaue Angaben zur Dosierung von inhalativen Kortikosteroiden (ICS). Nach Ansicht von Dr. Peter Kardos aus Frankfurt am Main, der an der Leitlinie mitgearbeitet hat, ist dies die wichtigste Neuerung, wie er in Berlin gesagt hat.

Für die Intensivierung der Therapie bei ungenügendem Ansprechen werden durchweg inhalative Kortikosteroide als erste Wahl empfohlen. Ein Beispiel: Wenn ein ICS in niedriger Dosis nicht ausreicht, sollte als nächster Schritt ein ICS in mittlerer Dosis verordnet werden. Als Alternative wird - außer bei Kleinkindern - ein ICS in niedriger Dosierung in Kombination mit einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum empfohlen.

Ist ein Patient über einen Zeitraum von drei Monaten optimal eingestellt, sollte eine stufenweise Reduktion der Medikation (Deeskalation) erfolgen. Auch hierbei hilft die neue Leitlinie weiter. Der Verlauf der Symptomatik, der klinischen Befunde und der Lungenfunktion sollte hierbei streng kontrolliert werden, so Worth.

Die neue Asthma-Leitlinie wird es in drei Fassungen geben: Eine Kurzfassung, die sich für den täglichen Gebrauch eignet und die in die Kitteltasche paßt, steht bereits zur Verfügung. Eine ausführliche Fassung soll in der Zeitschrift "Pneumologie" veröffentlicht werden. Und für Patienten wird schließlich eine laiengerechte Version vorbereitet. (otc)

Die Kurzfassung der "Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Asthma" kann (1 - 3 Exemplare kostenlos, je nach Praxisgröße) angefordert werden bei der Geschäftsstelle der Deutschen Atemwegsliga, Im Prinzenpalais: Burgstraße, 33175 Bad Lippspringe; Fax: 05252 / 933616, E-Mail: atemwegsliga.lippspringe@t-online.de. Sie ist auch im Buchhandel für 6,95 Euro erhältlich; Thieme Verlag; ISBN 3-13-133861-X.

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