Neue Therapien für alte Herzen

Luftnot, Brustschmerz, plötzlicher Kollaps: Das Herz kann im Alter viele Probleme machen. Minimalinvasive Verfahren nehmen Herzklappenoperationen den Schrecken. Und clevere EKG- Rekorder erlauben immer zuverlässigere Diagnosen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Mit den Herzklappen ist es wie mit vielen anderen Strukturen im Körper: Wird der Mensch alt, kommt es zu Verkalkungen und anderen strukturellen Veränderungen.

Normaler Herzrhythmus: Therapieziel bei Vorhofflimmern.

Normaler Herzrhythmus: Therapieziel bei Vorhofflimmern.

© Andrea Danti / fotolia

Bei der Aortenklappe ist das besonders problematisch: Sie sitzt am Ausgang des Herzens. Ist sie verkalkt, muss das Herz dagegen anpumpen wie gegen ein verstopftes Ventil.

12 000 Mal pro Jahr werden Aortenklappen operiert

"Weil die Zahl älterer Menschen steigt, nimmt auch die Bedeutung der Aortenklappenerkrankungen zu", berichtet Professor Manfred Zehender vom Universitätsklinikum Freiburg. Etwa 12 000 Mal werden Aortenklappen-Patienten in Deutschland mittlerweile pro Jahr operiert, Tendenz steigend.

Noch bis vor kurzem wurden praktisch alle diese Patienten am offenen Herzen operiert. Doch das ändert sich gerade dramatisch: "Wir beobachten eine klare Verschiebung hin zu minimalinvasiven Katheterverfahren", so Zehender, der über dieses Thema bei der Medica berichtet.

Die Vorteile des Kathetereingriffs liegen auf der Hand: Der Brustkorb muss nicht mehr geöffnet werden. Die Patienten sind sehr viel schneller wieder auf den Beinen. Bei den Katheterverfahren werden biologische Herzklappen, die an einem Röhrchen, einem sogenannten Stent, befestigt sind, auf kleinstem Raum zusammengefaltet. Mit einem über die Beinarterien eingeführten Katheter wird dieses Konstrukt dann an den Ausgang der linken Herzkammer gebracht.

Dort entfaltet sich die Gefäßprothese. "Die alte Klappe bleibt drin. Sie wird einfach an die Wand gedrückt", betont Zehender.

Das funktioniert: Die kurz- und mittelfristigen Daten zeigen keine Nachteile zur offenen Operation: "Derzeit bekommen vor allem Patienten mit hohem Operationsrisiko diesen Eingriff. Die längste Nachbeobachtungszeit liegt bei etwa drei Jahren", so Zehender.

Wenn sich die guten Erfahrungen bestätigen, dürfte der Katheter den offenen Eingriff bald als die am häufigsten eingesetzte Therapie ablösen. Zehender geht davon aus, dass bis 2012 etwa die Hälfte der Aortenklappeneingriffe in Deutschland mit dem Katheter erfolgen wird.

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"Update: Aktuelle kardiovaskuläre Probleme des älteren Patienten"

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Derzeit sind es etwa 2000 pro Jahr. Nicht nur bei der Therapie, auch bei der Diagnostik von Herzerkrankungen hält die moderne Technik zunehmend Einzug. Gerade auch alte Menschen profitieren davon:

"Ein häufiges Problem bei über 65-Jährigen ist die Synkope, der plötzliche Kollaps ohne erkennbare Ursache", betont Professor Rolf-Michael Klein, Chefarzt für Kardiologie am Augusta-Krankenhaus in Düsseldorf.

Loop-Rekorder überwachen den Herzrhythmus 36 Stunden

Bei mindestens einem Drittel dieser Patienten stecken Herz-Rhythmus-Störungen hinter dem Problem. Doch die müssen erst einmal gefunden werden. Viele Jahre lang setzte man dazu Langzeit- oder Holter-EKG ein, die von den Patienten mehrere Tage lang getragen werden mussten. Das war weder besonders komfortabel noch besonders effektiv. "Heute können wir sogenannte Loop-Rekorder unter die Haut implantieren und den Herzrhythmus damit bis zu 36 Monate überwachen", so Klein.

Kollabiert der Patient in diesem Zeitraum, wird der Rekorder abgefragt. Findet sich eine Rhythmusstörung, kann sofort eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Die Loop-Rekorder sind in den neuesten Leitlinien erheblich aufgewertet worden. Bereits der Verdacht auf eine herzrhythmusbedingte Synkope rechtfertige mittlerweile den Einsatz des Geräts, betont Klein.

Auch invasive Eingriffe werden dadurch eingespart: "Die elektrophysiologische Untersuchung mit Herzkatheter ist etwas in den Hintergrund getreten." Bei 70 Prozent der Patienten mit häufigen Synkopen findet das Gerät die zugrunde liegende Rhythmusstörung. "Umgekehrt können wir damit auch klar feststellen, wenn eine Synkope nicht rhythmusbedingt ist", so Klein, an dessen Klinik mittlerweile pro Monat etwa vier Loop-Rekorder eingesetzt werden.

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