Impfempfehlungen

Niedersachsens Gesundheitsministerin Behrens kritisiert „zu langsame“ STIKO

In vielen Ländern wird bereits für alle ab 60 Jahren der zweite COVID-Impf-Booster empfohlen. Hierzulande zögert die STIKO noch. Niedersachsens Gesundheitsminister fordert deshalb eine Reform.

Veröffentlicht:
21.07.2022, Niedersachsen, Goettingen: Daniela Behrens (SPD), niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, spricht im Rahmen ihrer Sommerreise.

Findet die Entscheidungen der STIKO zu langsam: Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD).

© Swen Pfoertner / picture alliance

Hannover. Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens hat die Arbeitsweise und Geschwindigkeit der Ständigen Impfkommission (STIKO) mit Blick auf ihre Empfehlungen zur COVID-19-Schutzimpfung kritisiert. „Ich muss schon sagen, dass ich es – vorsichtig ausgedrückt – schwierig finde, dass die STIKO so lange braucht, bis sie zu Empfehlungen kommt“, sagte die SPD-Politikerin im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).

In „ihrer wissenschaftlichen Expertise“ sei das ehrenamtliche Gremium, das mit einer kleinen Geschäftsstelle am Robert Koch-Institut angesiedelt ist, nicht zu kritisieren, so Behrens. „Aber sie ist seit Beginn der Pandemie einfach zu langsam und rennt der dynamischen Entwicklung hinterher.“

Keine „Reaktion der STIKO“ auf EMA und ECDC

Diese Kritik wurde wiederholt von zahlreichen Politikern geäußert. Zuletzt hat erneut Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (ebenfalls SPD) von der STIKO gefordert, sie möge „klare“ Corona-Impfempfehlungen für alle Altersgruppen vorlegen. Zuvor hatte er eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die „Kommunikation“ des Gremiums etwa mit der Bundesregierung verbessern solle.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Behrens kritisiert nun, dass die STIKO bis dato keine generelle Empfehlung für die zweite Auffrischimpfung gegen COVID-19 für alle über 60-Jährigen vorgelegt hat. „Die Empfehlung der Viertimpfung für über 60-Jährige durch die Europäische Arzneimittel-Agentur ist mittlerweile auch schon wieder vier Wochen her, und es gibt immer noch keine Reaktion der STIKO darauf“, sagte sie.

Die Arzneibehörde EMA und die europäische Behörde für Seuchenkontrolle ECDC hatten im Juli die Gabe einer zweiten Boosterdosis der COVID-19-Schutzimpfung für Über-60-Jähre empfohlen.

Hauptamtliche Unterstützung gefordert

Die STIKO empfiehlt laut der letzten, 20. Aktualisierung ihrer Impfempfehlung gegen COVID-19 (Epid Bull 2022;21:3-19) die zweite Auffrischimpfung bekanntlich nur für

  • Personen =70 Jahre,
  • Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen der Pflege sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe,
  • Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen, insbesondere solchen mit direktem Kontakt zu Patienten und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern,
  • Personen mit Immundefizienz ab dem Alter von 5 Jahren.

Behrens fordert eine Reform der ehrenamtlich tätigen STIKO. „Es braucht dringend hauptamtliche Unterstützung, um in Krisenlagen angemessen zu reagieren“, sagte sie. (nös)

Lesen sie auch
Schlagworte:
Mehr zum Thema

Prävention

Impfvereinbarungen für Meningokokken B fast flächendeckend

Bereits in 119 Länder übertragen

WHO warnt vor Ausbreitung des Chikungunya-Virus

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Familie_Strandperle_19966847.jpg; 19966847, Familie; MKC; Lizenzfrei; Strandperle; Bildnummer 19966847; Rechnungsnummer R6745624033; Lizenznehmer: MSD Sharp & Dohme GmbH, München

© Shutterstock / MKC

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
IPD-Fälle 2024 in Deutschland merklich gestiegen

© shutterstock/Volodymyr Plysiuk

Alarmierend:

IPD-Fälle 2024 in Deutschland merklich gestiegen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Traumatologie

Bienenstich in die Hornhaut: Schnell raus mit dem Stachel!

Lesetipps
Ein junger Fuchs im Wald

© Thomas Warnack/dpa

Alveoläre Echinokokkose

Fuchsbandwurm-Infektionen sind wohl häufiger als gedacht

Schema einer Messung der minimalen Resterkrankung bei Patienten und Patientinnen mit akuter lymphatischer Leukämie, akuter myeloischer Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie oder mit multiplen Myelom

© freshidea / stock.adobe.com

Messbare Resterkrankung

Muss man wirklich auch die letzte Krebszelle eliminieren?