Tuberkulose

Online-Consilium für die Therapie

Das Forschungszentrum Borstel berät Ärzte zur Behandlung von Patienten mit multiresistenter TB.

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BORSTEL. Mehr als neun Millionen Menschen erkranken jährlich weltweit neu an einer Tuberkulose (TB); 1,5 Millionen von ihnen sterben daran.

Die Krankheit wird in der Regel per Tröpfcheninfektion durch Husten übertragen. Von der Infektion bis zur Manifestation der Erkrankung kann es bis zu ein Jahr dauern. Betroffene werden mit einer Kombination aus bestimmten Antibiotika über viele Monate behandelt.

Erschwert wird die Tuberkulosetherapie dadurch, dass sich Antibiotika-resistente Erreger-Stämme ausbreiten. Compliance-Probleme, Nebenwirkungen, hohe Behandlungskosten und mangelhafte Aufklärung führen häufig zum Therapieabbruch.

Das Klinische Tuberkulosezentrum des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) am Forschungszentrum Borstel gehört weltweit zu den führenden medizinischen Einrichtungen für die Grundlagenforschung und die klinische Anwendung von Tuberkulostatika.

Vor allem ist man auch auf die Behandlung multiresistenter Tuberkulosen (MDR-TB) spezialisiert. "Wir setzen zunehmend auf maßgeschneiderte Behandlungskonzepte, bei denen die Antibiotika individuell zusammengestellt werden", erklärt Professor Christoph Lange, Ärztlicher Leiter der Klinischen Infektiologie in Borstel in einer Mitteilung des Zentrums.

Den aktuellen Stand der Tuberkulosetherapie einschließlich der neuesten Behandlungsmöglichkeiten haben die Wissenschaftler nun im "New England Journal of Medicine" publiziert (NEJM 2015; 372: 2149). In einer interaktiven Grafik können Ärzte weltweit für unterschiedliche Behandlungssituationen eine geeignete Therapie finden.

Daneben bietet ein sechsköpfiges Ärzte-Team um Lange einen umfassenden klinischen Beratungsservice zu Fragen der Tuberkulose und Erkrankungen durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien an. Für die Beratung von Ärzten zur Therapie von Patienten mit multiresistenter Tuberkulose haben sie mit Mitteln des DZIF ein nationales TB-Online-Consilium aufgebaut.

"In Deutschland ist die Tuberkulose selten geworden. Doch gerade in ärmeren Ländern und Krisenregionen ist unser Engagement gefragt, denn dort fehlen die Ressourcen, um die Tuberkulose zu bekämpfen und die Menschen zu heilen", erklärt Lange. Und mit den Flüchtlingen werde die Krankheit auch unseren Ärzten wieder häufiger begegnen, ist sich der Arzt und Forscher sicher. (eb/eis)

Beratungsservice zu TB und anderen Infektionen durch Mykobakterien unter Tel.: 04537 / 188.2110. Nationales TB-Online-Consilium unter http://dzif.fz-borstel.de

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