Orales retardiertes Opioid ist für alte Patienten vorteilhaft

FRANKFURT AM MAIN (mar). Ältere Patienten sollten eine Schmerztherapie mit nur wenigen Analgetika bekommen. Denn bei ihnen ist das Risiko für Arzneimittelinteraktionen erhöht, weil sie oft wegen anderer Krankheiten mehrere Medikamente brauchen und Organfunktionen eingeschränkt sind.

Veröffentlicht:

Darauf hat Dr. Uwe Junker aus Remscheid beim Deutschen Schmerztag in Frankfurt am Main hingewiesen.

Die Wahl der Präparate richtet sich nach der Schmerzstärke, dem zirkadianen Schmerzverlauf und der Schmerzart - ob ein nozizeptiver, ein neuropathischer Schmerz oder eine Mischform vorliegt. Zur Linderung starker chronischer opioidsensitiver Schmerzen sind auch bei alten Menschen Opioide in Retardgalenik indiziert.

Dabei habe die orale Applikation im Vergleich zur transdermalen den Vorteil, daß sich die Dosierung an die im Tagesverlauf wechselnde Schmerzintensität anpassen lasse. So benötigten zum Beispiel Tumorpatienten meist tagsüber zwischen 10 und 22 Uhr mehr Opioide als nachts. Patienten mit Bewegungsschmerzen dagegen haben abends nach den Anstrengungen des Tages stärkere Schmerzen, wie Junker bei einem von Mundipharma unterstützten Symposium sagte.

Besonders geeignet sei für Ältere retardiertes Hydromorphon (Palladon® retard), so Junker. Ein Vorteil bestehe darin, daß die Substanz nicht als viele andere Medikamente über Cytochrom P-450 metabolisiert wird und somit das Risiko für Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln niedrig ist. Außerdem ist die Plasma-Eiweißbindung gering, und es ist keine Kumulation aktiver Metaboliten zu befürchten.

Die Vorteile der zweimal täglichen Einnahme von Hydromorphon im Vergleich zur transdermalen Therapie hat Dr. Thomas Nolte vom Schmerzzentrum Wiesbaden mit einer Kohortenstudie belegt. Aufgenommen wurden 32 Krebspatienten, die Hydromorphon erhielten, sowie 44 Patienten, die transdermal Fentanyl bekamen. Im Mittel waren sie 63 Jahre alt. Etwa 60 Prozent der Patienten in beiden Gruppen wurden zusätzlich dauerhaft mit einem Nicht-Opioidanalgetikum behandelt. Zwei Wochen lang erhoben die Wissenschaftler mehrere Parameter wie Schmerzintensität, Bedarfsmedikation, Nachtschlaf oder Laxantienverbrauch.

Sie kamen zu dem Ergebnis, daß der mittlere Tagesschmerz mit 30 bis 40 Einheiten auf der visuellen Analogskala - sie reicht von Null bis 100 - in beiden Gruppen ähnlich war. Deutlich unterschiedlich war jedoch die Bedarfsmedikation mit einem Nicht-Opioid oder mit einem nicht-retardierten Opioid bei Schmerzspitzen: 57 Prozent der Patienten in der Fentanyl-Gruppe, aber nur 28 Prozent in der Hydromorphon-Gruppe benötigten diese Medikamente, wie Nolte sagte.

Andere Parameter wie Laxantiengebrauch, ausreichender Nachtschlaf oder Beeinträchtigung der Tagesaktivität seien in beiden Gruppen ähnlich gewesen.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert