Otitis media - nur bestimmte Kinder sollen Antibiotika-Therapie erhalten

BADEN-BADEN (skh). Bei Otitis media sollten nur bestimmte Kinder initial antibiotisch behandelt werden: wenn sie jünger als zwei Jahre oder immungeschwächt sind oder eine hochakute Erkrankung haben. Für alle anderen reichen zunächst symptomatische Maßnahmen. So lassen sich sowohl unnötige Antibiotikaverordnungen als auch Komplikationen vermeiden.

Veröffentlicht:

Eine akute Otitis media liegt vor, wenn der Beginn schlagartig ist, das Trommelfell gerötet ist sowie ein Trommelfell-Erguss vorliegt. Die Entscheidung für eine Antibiose bei Kindern ist dann eine Gratwanderung: Zwar haben nur zehn Prozent der Kinder eine bakterielle Infektion. Zudem heilt jede zweite Hämophilus-Otitis von allein ab, bei Pneumokokken-Otitiden jede fünfte. Dennoch gilt es, Komplikationen wie Mittelohrerguss, Mastoiditis oder Hirnabszesse durch eine gezielte Antibiotikatherapie zu vermeiden.

Dr. Karl-Josef Eßer vom St. Marien-Hospital in Düren plädiert grundsätzlich für eine Antibiose bei Kindern unter zwei Jahren, bei immungeschwächten Kindern und bei hochakuter Erkrankung. Eine solche liegt vor bei starken Schmerzen am Ohr, Fieber, eventuell Schwindel und Brechreiz und drohender Spontanperforation des Trommelfells.

Ansonsten sei nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie eine symptomatische Therapie zunächst ausreichend, so Eßer beim MedCongress in Baden-Baden. Dazu seien systemische oder lokale nichtsteroidale Antiphlogistika geeignet. Steroide und Antihistaminika seien nicht indiziert.

Alle Kinder mit akuter Otitis media sollten nach zwei bis drei Tagen erneut zum Arzt kommen, so Eßer weiter. Falls sich die Beschwerden dann nicht gebessert haben, sei eine Antibiotikatherapie etwa mit Amoxicillin (drei mal täglich 25 mg/kg Körpergewicht) erforderlich. Wenn nach weiteren zwei Tagen noch keine Besserung eingetreten ist, müsse auf die Kombination aus Amoxicillin plus Clavulansäure, Ampicillin plus Sulbactam oder auf orale Cephalosporine ausgewichen werden. Die Therapie sollte mindestens sieben Tage erfolgen.

Haben Kinder öfter als zwei mal in sechs Monaten oder mehr als drei mal pro Jahr ein Rezidiv, sei als Prophylaxe eine niedrigdosierte Dauertherapie mit Amoxicillin (zwei mal täglich 10 mg/kg KG) über ein halbes Jahr eine Option. Zudem bekommen gegen Influenza und Pneumokokken geimpfte Kinder weniger häufig eine akute Otitis media.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!