Intensivmediziner warnen vor Vergiftungen
Pilzsaison: nicht jeder Hut ist gut
Am Universitätsklinikum Regensburg wurden zwei Patienten mit schweren Pilzvergiftungen intensivmedizinisch behandelt. Angesichts der Pilzschwemme in diesem Jahr mahnt das Klinikum zu Vorsicht.
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Ausbeute einer Pilzwanderung: Leicht kann sich ein giftiges Exemplar darunter mischen.
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Regensburg. Das Wetter hat dieses Jahr das Pilzwachstum besonders begünstigt. Doch mit jedem gefundenen Pilz steigt auch das Risiko, dass sich ein giftiges Exemplar in das Essen mischt. Die Symptome einer Pilzvergiftung sind unspezifisch, warnt das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) in einer Mitteilung. Sie reichen von Schwindel, Schweißausbruch, Bauchschmerzen und Übelkeit bis hin zu Erbrechen und Herz-Kreislauf-Schwäche.
„Wichtig ist bei Pilzvergiftungen, dass sie als akuter Notfall einzustufen sind“, so das Klinikum. Besonders tückisch ist nämlich, dass nach den ersten Symptomen eine Zeit ohne weitere Anzeichen vergehen kann. Währenddessen kann das Gift ein schweres Nieren- und Leberversagen herbeiführen. Schon beim geringsten Unwohlsein nach dem Verzehr von Pilzen sollte daher unbedingt ärztliche Hilfe gesucht oder der Giftnotruf alarmiert werden“, erläutert Professor Martina Müller-Schilling, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des UKR.
Giftiger Knollenblätterpilz ähnelt dem Wiesenchampignon
Nach Angaben des Klinikums waren dort gerade zwei eigentlich erfahrene Pilzsammler intensivmedizinisch behandelt worden. Nach den Angaben hatten sie an ihren üblichen Plätzen gesucht. Dieses Jahr seien dort aber erstmals neue Sorten gewachsen, unter anderem auch der gefährliche grüne Knollenblätterpilz. Unbemerkt habe sich dieser unter die gesammelten Pilze gemischt – mit dramatischen Folgen.
„In beiden Fällen hat sich die Pilzvergiftung hin zu einem schweren Leberversagen entwickelt. Die Leber der Patienten war kaum mehr funktionstüchtig, als wir sie aufgenommen haben“, berichtet Dr. Stephan Schmid, Ärztlicher Leiter der Intensivstation 92 des UKR in der Mitteilung. „Nur durch eine umfassende intensivmedizinische Behandlung und ein Leberersatzverfahren konnten die Patienten vor einem völligen Leberversagen gerettet werden“, so Schmid weiter.
Treten Zeichen einer Pilzvergiftung auf, so ist sofortiges Handeln erforderlich. „Durch ein schnelles Erkennen und notfall- sowie intensivmedizinische Versorgung können bleibende Schäden vermieden werden“, führt Schmid weiter aus. Wie auch in den aktuellen Fällen am UKR verlaufen Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz, der dem essbaren Wiesenchampignon ähnlich ist, besonders schwer. Bereits der Verzehr eines einzigen Exemplars kann zum Tod durch Leberversagen führen.
„Uns ist es daher ein großes Anliegen, für das Thema zu sensibilisieren und durch ein besonnenes Vorgehen möglichst viele Menschen vor einer Pilzvergiftung zu bewahren“, betont Schmid. (eb)