Suchterkrankungen

Psychotherapeutin und Autorin mahnt kritischeren Umgang mit Alkohol an

Alkohol gilt immer noch als Genussmittel – dabei wirkt er in Familien und für Individuen allzu häufig zerstörerisch. Die Autorin und Psychotherapeutin Franca Cerutti mahnt mehr Konsequenz und Ehrlichkeit im Umgang mit der Droge an.

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Genussmittel Alkohol? Leere Flaschen nach Alkoholexzess. (Symbolbild aus dem Archiv)

Genussmittel Alkohol? Leere Flaschen nach Alkoholexzess. (Symbolbild aus dem Archiv)

© Jens Krick / Flashpic / picture alliance

Bonn. „Beinahe gehirngewaschen“ sei die Gesellschaft im Umgang mit Alkohol – das kritisiert die Psychotherapeutin und Autorin Franca Cerutti. „Bis zu einem gewissen Alter ist der Konsum strikt verboten, dann beginnt eine Art Trainingscamp, in dem Menschen herangeführt werden“, sagte sie in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dieser „gedankliche Spagat“ sei auch deshalb erstaunlich, weil jeder Mensch statistisch gesehen mindestens eine Person kenne, die alkoholabhängig sei.

Dennoch gelte Alkohol als Genussmittel, als „entspannend oder luxuriös“, sei weit verbreitet und gehöre zu jeder Festlichkeit dazu. Dies hinterfragten viele Menschen auch deshalb ungern, weil sie selbst Alkohol konsumierten, mahnte Cerutti. „Vielen ist vielleicht bewusst, dass der Konsum ab einem gewissen Ausmaß fragwürdig wird oder auch dann, wenn man Alkohol als Selbstmedikation nutzt. Aber wir müssten viel ehrlicher darauf schauen, wie zerstörerisch Alkohol wirkt – in Familien, Gemeinschaften und für Individuen, die eben nicht schuld sind, wenn sie die Kontrolle verlieren.“

„Eher halbherzige“ politische Bemühungen

Suchterkrankungen seien neben Depressionen und Angststörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland, erklärte die Expertin. In ihrem Buch „Psychologie to go“ beleuchtet sie diese drei Themenfelder. Gerade Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit sind nach ihrer Beobachtung jedoch weniger auf dem Schirm, obwohl Suchtprobleme in der Corona-Zeit zugenommen hätten.

Die politischen Bemühungen auf diesem Feld seien „eher halbherzig“, fügte Cerutti hinzu. „So muss in Lokalen oder auf Festen immer ein alkoholfreies Getränk angeboten werden, das preiswerter ist als der günstigste Alkohol. Dabei wissen wir aus der Konsumforschung, dass es nicht allein ums Geld geht. Es ist schön, wenn ich ein Wasser oder eine Apfelschorle günstiger bekomme als ein Bier – es reicht aber nicht aus.“ (KNA)

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