Resistente S. aureus gibt’s nicht nur in der Klinik

BERLIN (sko). Potentiell gefährdete Patienten in Kliniken und Pflegeheimen, die Träger von Methicillin- resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) sind, müssen durch entsprechende Maßnahmen vor Infektionen geschützt werden. Eine generelle Sanierung aller Träger der Keime ist nach Ansicht von Professor Ulrich Höffler aber nicht möglich.

Veröffentlicht:

Nach Angaben des Mikrobiologen vom Klinikum Ludwigshafen sind Infektionen mit MRSA nicht nur in Krankenhäusern sondern auch in Arztpraxen ein Problem. "Staphylococcus aureus ist der erfolgreichste und wendigste aller pathogenen Keime", sagte Höffler bei der Fortbildungsveranstaltung der Bundesärztekammer in Berlin.

Denn der Erreger besitze einerseits die Fähigkeit, sich als harmloser Keim auf der Haut und Schleimhaut zu vermehren, andererseits habe er das Potential behalten, invasive und lebensbedrohliche Erkrankungen hervorzurufen. In der Nase habe der Keim vermutlich deshalb eine ökologische Nische gefunden, weil er Epidermis mit Haaren und Talgdrüsen bevorzuge und die Haut in der Nase im Gegensatz zur restlichen Epidermis nicht gewaschen werde.

Beim Umgang mit dem Problem MRSA könne die komplette Sanierung aller Keimträger nicht die entscheidende Empfehlung sein, betonte Höffler mit Nachdruck.

Wichtig seien Präventionsmaßnahmen in Kliniken und Pflege-Einrichtungen, um Patienten mit potentiellen Eintrittspforten wie einem zentralen Venenkatheter oder einem Tracheostoma vor der Infektion zu schützen. So erfolgt zum Beispiel am Klinikum Ludwigshafen kein generelles Screening bei allen Patienten, sondern nur dort, wo Probleme entstehen könnten, etwa bei Patienten in der Herzchirurgie.

Keimträger werden dort zur Prävention mit Mupirocin-Nasensalbe dreimal täglich über fünf Tage behandelt und in dieser Zeit täglich am ganzen Körper mit verdünnter Octenidin-Lösung gewaschen. Eine Sanierung gelinge so bei etwa 62 Prozent der Patienten, sagte Höffler.

Um die Kosten bei der Untersuchung so gering wie möglich zu halten, empfiehlt Höffler, bei Patienten nur einen Abstrich aus beiden Nasenlöchern zu machen: "Mit einem Tupfer eineinhalb Zentimeter tief dreimal rum im linken Nasenloch, dreimal rum im rechten Nasenloch". Das Material sei einzuschicken mit dem expliziten Hinweis, daß es nur um den Nachweis von MRSA geht. Denn dann könne das Labor nur einen Nährboden in Rechnung stellen.



STICHWORT

Infektionen mit MRSA

Etwa 25 bis 37 Prozent der Normalbevölkerung sind nach Angaben von Professor Ulrich Höffler Träger von Staph. aureus. Bei Typ-1-Diabetikern, nicht jedoch bei Typ-2-Diabetikern, ist die Rate erhöht (56 Prozent Träger). Eine Studie in Hausarztpraxen in Ulm und Heidelberg hat ergeben, daß 0,7 Prozent von 627 untersuchten Patienten MRSA-Keimträger waren. Kommt es zum Infekt, geschieht dies vermutlich bei 80 bis 90 Prozent der Patienten durch direkten Kontakt, bei 10 bis 20 Prozent durch aerogene Übertragung. Zudem kann sich ein Keimträger selbst infizieren. Das zuletzt entwickelte Antibiotikum mit Wirksamkeit gegen MRSA ist Linezolid. Die Tagestherapiekosten liegen bei 364 Euro. (sko)

Mehr zum Thema

Pandemie-Management

Parlament überprüft Italiens Corona-Politik

Nach Auslaufen der Förderung

Ende für Long-COVID-Institut in Rostock

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System