Diabetes

Risiko je nach Lipidsenker?

Das Typ-2-Diabetes-Risiko steigt offenbar mit bestimmten Polymorphismen, etwa im NPC1L1-Gen, die aufgrund ihres cholesterinsenkenden Effekts als Targets für lipidsenkende Medikamente fungieren.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:

CAMBRIDGE. Bekanntermaßen ist die Einnahme von Statinen mit einer Gewichtszunahme und einer erhöhten Diabetes-Typ-2-Inzidenz assoziiert. Über das potenzielle Nebenwirkungsprofil des Wirkstoffs Ezetimib, Hemmer des Lipid-Transportproteins NPC1L1, der alternativ oder in Kombination mit einem Statin bei bestimmten Indikationen eingesetzt wird, ist hingegen weniger bekannt.

Und so wie man versucht, anhand bestimmter Polymorphismen den potenziellen positiven Effekt eines Lipidsenkers zu beurteilen, haben britische Forscher nun nach Zusammenhängen zwischen genetischen Veränderungen, die den Cholesterinwert sinken lassen und teilweise schon als Targets genutzt werden, und potenziellen Risiken, speziell dem Typ-2-Diabetes-Risiko, gefahndet (JAMA. 2016; 316(13): 1383-1391).

Dafür haben sie eine Metaanalyse verschiedener Genassoziationsstudien (EPIC-InterAct, The UK Biobank Study, DIAGRAM) konzipiert und das Augenmerk auf Genpolymorphismen gelegt, die einen cholesterinsenkenden Effekt haben. Das betrifft speziell das Gen NPC1L1, aber auch die Gene HMGCR, PCSK9, ABCG5/G8 und LDLR. Beinhaltet hat die Auswertung die Daten von insgesamt 50.775 Typ-2-Diabetikern plus 270.269 Kontrollen sowie von 60.801 KHK-Patienten und 123.504 herzgesunden Kontrollpersonen.

Für Allele im NPC1L1-Gen, die mit niedrigeren LDL-Cholesterin-Werten assoziiert sind, bestätigte die Auswertung einen inversen Zusammenhang mit der koronaren Herzerkrankung sowie einen direkten mit Diabetes Typ 2.

So verringerte sich das KHK-Risiko um 40 Prozent, wenn der Cholesterinwert aufgrund des genetischen Profils um 1 mmol/l abfiel (OR 0,61, 95%-KI 0,42-0,88), das Diabetesrisiko hingegen stieg um mehr als das Doppelte (OR 2,42, 95%-KI 1,70-3,43). Ähnliches gilt auch für die cholesterinsenkenden Allele im Gen HMCGR sowie der rs11591147-Variante im PCSK9-Gen, wenn auch das Diabetes-Typ-2-Risiko geringer ausfiel. Verschiedene Mechanismen der Cholesterinsenkung sind mit ungünstigen metabolischen Effekten, speziell mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden, resümieren die Studienautoren um Luca A. Lotta, University of Cambridge.

Dazu zählen auch Mechanismen, an denen die zugelassenen Lipidsenker angreifen, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Bei den entsprechenden Polymorphismen im NPC1L1-Gen steige das Risiko um mehr als das Doppelte.

Anders als beim kardiovaskulären Risiko beeinflussen die verschiedenen Genpolymorphismen das Diabetesrisiko allerdings sehr spezifisch (I2 = 77,2 Prozent). Im Umkehrschluss könnte, so die Studienautoren, somit das Diabetesrisiko eines Lipidsenkers in Abhängigkeit seines Wirkmechanismus variieren, was nicht zuletzt bei Hochrisikopatienten durchaus entscheidend für die Wirkstoffwahl sein könnte.

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