Rotes Ohrläppchen - durch Lyme-Borreliose

Lymphoide Hyperplasien der Haut sind typische Zeichen einer Lyme-Borreliose im Stadium II. Über eine solche Fallgeschichte berichten HNO-Ärzte vom Klinikum rechts der Isar in München. Bei einem zweijährigen Mädchen war das Ohrläppchen bereits ein halbes Jahr lang gerötet.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Eine rötliche Schwellung am Ohrläppchen eines zweijährigen Mädchens hatte seit einem halben Jahr bestanden, über die Monate nicht zugenommen und war auch nicht schmerzhaft oder überwärmt. Die Mutter des Kindes erwähnte jedoch wiederholte Fieberschübe, berichten die HNO-Ärzte Dr. Andreas Knopf vom Klinikum rechts der Isar in München und seine Kollegen (HNO 2010; 58: 704).

Bis auf das erhöhte C-reaktive Protein (CRP) mit 21,8 mg/l waren die Routinelaborwerte unauffällig. Um ein kutanes Lymphom auszuschließen, hatten die Ärzte zunächst eine Exzisionsbiopsie vorgenommen. Das histologische Bild entsprach einem Pseudolymphom, also einer gutartigen Proliferation des lymphoretikulären Gewebes, wie sie auch nach Insektenstichen, Traumata, Herpes-zoster-Infektionen oder Antigen-Injektionen auftreten kann - oder nach Zeckenbissen mit Übertragung von Borrelien.

"Das Borrelien-Lymphozytom stellt eine typische Hautmanifestation dar und betrifft bei Kindern vor allem das Ohrläppchen", betonen die Münchner Kollegen.

Bei dem Mädchen lag der Titer der IgG-Antikörper im Enzymimmunoassay bei 296 U/ml. Der Befund wurde im nachfolgenden Western-Blot bestätigt. IgM-Antikörper waren nicht nachgewiesen worden.

Nach einer 14-tägigen Antibiotikatherapie mit dreimal 200 mg Cephaclor per os war die Infektion erfolgreich beseitigt.

Bei der Borreliose werden manchmal Krankheitsstadien übersprungen. Das Erythema migrans im Stadium I ist die häufigste Manifestation der Krankheit.

Im Stadium II stehen Entzündungen des zentralen und / oder peripheren Nervensystems im Vordergrund. Bei Kindern sieht man häufig eine periphere Fazialisparese. Möglich sind zudem Myositiden, Arthritiden und Erytheme.

Das dritte Krankheitsstadium wird 6 bis 12 Monate nach dem Zeckenstich erreicht. Es ist gekennzeichnet durch die Zeichen einer Enzephalitis oder Enzephalomyelitis, zerebraler Arteriitis, Polyneuropathien, Arthritiden und der Acrodermatitis chronica atrophicans.

Treten bei Patienten Borreliose-Lymphozytome auf, werden zur Therapie Tetrazykline, Aminopenicilline oder Cephalosporine für 14 Tage empfohlen.

Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

FSME-Impfung auch außerhalb der Risikogebiete auf Kasse?

Sie fragen – Experten antworten

Nebenwirkungen: Lässt sich Fieber nach der FSME-Impfung vermeiden?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?

Lesetipps
Adipöse Kinder und Jugendliche tragen für den Rest ihres Lebens eine enorme Bürde mit sich. Die Folgen zeichnen sich bereits im Kindesalter ab und erstrecken sich bis ins Erwachsenenalter.

© kwanchaichaiudom / stock.adobe.com

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Hoffnung auf neue Medikamente zur Gewichtsreduktion bei Kindern