Schlafmangel kann Diabetes begünstigen

WASHINGTON (dpa). Nachtschichtarbeiter und Vielflieger haben möglicherweise ein erhöhtes Diabetes-Risiko.

Veröffentlicht:

Durch Schlafmangel und eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus gerate die innere Uhr leicht aus dem Takt, berichten US-Forscher im Fachblatt "Science Translational Medicine".

Das könne dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin bilde und sich Zucker im Blut ansammle. Ein erhöhter Zuckerspiegel kann aber Diabetes auslösen. In ihrer Studie hatten Versuchsteilnehmer zudem einen verlangsamten Ruhe-Stoffwechsel, was die Entstehung von Übergewicht begünstigt.

Die Forscher um Professor Orfeu Buxton vom Brigham and Women's Hospital in Boston (US-Staat Massachusetts) hatten 21 Versuchsteilnehmer fast sechs Wochen lang im Krankenhaus untergebracht und ihre Schlaf- und Wachzeiten gezielt beeinflusst.

Sie legten fest, wie viel die Probanden schliefen und wann, und kontrollierten zudem, was sie aßen. So durften die Teilnehmer in den ersten Tagen etwa 10 Stunden pro Nacht schlafen. Dann reduzierten die Forscher drei Wochen lang die Schlafzeiten auf 5,6 Stunden pro 24 Stunden, wobei die Teilnehmer mal nachts, mal tagsüber schlafen sollten.

Der Schlafmangel und die unregelmäßigen Ruhezeiten führten dazu, dass der Ruheumsatz des Stoffwechsels nachließ: Der Körper "verbrannte" im Ruhezustand weniger Kalorien als gewöhnlich.

"Remission" nach neun Tagen ausreichendem Schlaf

Den Forschern zufolge war die Stoffwechselleistung so stark reduziert, dass dies bei den Probanden auf ein Jahr gerechnet eine Gewichtszunahme von fast sechs Kilogramm zur Folge gehabt hätte.

Außerdem maßen die Wissenschaftler nach einer Mahlzeit einen höheren Glucose-Gehalt im Blut der Probanden. Dies sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse weniger Insulin bildeten.

Bei einigen Probanden erreichte der Blutzucker Werte, die als kennzeichnend für einen sogenannten Prädiabetes gelten, eine Vorstufe der Zuckerkrankheit.

Die Auffälligkeiten, die vom Schlafmangel und dem gestörten Schlafrhythmus hervorgerufen wurden, verschwanden wieder, nachdem die Probanden neun Tage regelmäßig und ausreichend geschlafen hatten, berichten die Forscher weiter.

Ihre Untersuchung untermauere Ergebnisse früherer Studien, nach denen Nachtarbeiter ein höheres Risiko für Diabetes haben. "Es ist erwiesen, dass ausreichender Schlaf wichtig für die Gesundheit ist und dass die beste Zeit zum Schlafen nachts ist", wird Buxton in einer Pressemitteilung des Brigham and Women's Hospitals zitiert.

Mehr zum Thema

Im Vorfeld des Deutschen Diabetes Kongresses

Fachgesellschaft: Diabetologie muss bei Klinikreform mitgedacht werden

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen