Schlafstörungen im Alter - vielleicht eine falsche Arznei?

BERLIN (grue). Fast die Hälfte der älteren Patienten klagt über Schlafstörungen. Die häufig verordneten Benzodiazepine sind aber besonders für ältere Menschen problematisch, weil sie unter anderem ein vorbestehendes Schlaf-Apnoe-Syndrom verschlechtern können.

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Auch die Gefahr für nächtliche und morgendliche Stürze ist unter der stark sedierenden Wirkung der Benzodiazepine erhöht. Außerdem führt eine mehrwöchige Behandlung zu Gewöhnung und kognitiven Einbußen, sagte Armin Szegedi, Professor für klinische Psychiatrie an der Charité, beim Deutschen Ärztekongreß in Berlin.

Benzodiazepine sind die am häufigsten verordneten Mittel

Dennoch sind diese Substanzen wegen ihrer schnellen Wirkung und der relativ geringen Toxizität die am häufigsten verordneten Schlafmittel. Partielle Benzodiazepin-Agonisten wie Zolpidem haben eine kürzere Halbwertszeit und verhindern die Morgenschläfrigkeit, können aber ebenfalls abhängig machen.

Eine Alternative zu den klassischen Schlafmitteln sind Antidepressiva mit schlafanstoßender Wirkung, etwa Mirtazapin. "Trizyklika haben dagegen anticholinerge Wirkungen und sind weniger zu empfehlen", sagte Szegedi bei dem Kongreß in Berlin. Eine gute Therapie-Option seien dagegen niederpotente Neuroleptika, zum Beispiel Melperon. "Diese Substanzen haben nur wenig unerwünschte Wirkungen, allerdings können sie mit anderen Arzneimitteln interagieren".

Schlafprobleme können auch durch Demenz bedingt sein

Der Geriater bemängelte, daß multimorbiden Patienten häufig ohne viel Nachfragen ein Schlafmittel verordnet wird. Statt den Arznei-Cocktail aufzustocken, sollte zunächst die bestehende Medikation überprüft und mögliche schlafstörende Arzneien ausgetauscht werden.

Außerdem können Schlafprobleme durch eine Depression, eine Demenz oder ein Restless-Legs-Syndrom bedingt sein. Der Griff zum Schlafmittel bringt dann oft nicht den gewünschten Erfolg. So sprechen etwa die "unruhigen Beine" viel besser auf L-Dopa an.

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