Schlaganfall-Patienten werden nicht immer gleich gut versorgt

BERLIN (af). Jedes Jahr erleiden 250.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Die Versorgung nach einem solchen Ereignis ist nicht für alle gleich, warnen Fachleute.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und der Medizingerätehersteller Otto Bock HealthCare in Angriff genommen haben: Die Schlaganfall-Versorgung in Deutschland solle überall das gleiche Niveau erhalten, sagte Dr. Brigitte Mohn, die Vorsitzende der Stiftung, bei der Vorstellung des Projektes "Mobil nach Schlaganfall" in Berlin.

Noch gebe es spürbare Unterschiede, zum Beispiel zwischen Großstadt und Land, sagte Mohn.

Drei Pilot-Regionen

Belastbare Daten zur Qualität des Gesamtverlaufs der Schlaganfallversorgung gibt es nicht. Drei von den Initiatoren der Aktion "Mobil nach Schlaganfall" ausgerichteten Reha-Foren in Ostwestfalen, in Dresden und in der Region Rhein/Ruhr sollen das Geschehen beleuchten.

Die Ergebnisse dieser Expertentreffen sollen in Qualitätskriterien gegossen werden, die alle Regionen in Deutschland aufnehmen und weiterentwickeln können. Das erste Forum fand in Bielefeld statt (wir berichteten). Die Ärzte Zeitung ist Medienpartnerin dieser Initiative.

Als Hemmschuh für eine optimale Versorgung hat Mohn die starre Sektorisierung des Gesundheitssystems ausgemacht. An der Grenze zwischen der Akutversorgung und den Rehakliniken gehe Versorgungsqualität verloren.

Ärzte nicht ausreichend eingebunden

Auch die niedergelassenen Ärzte seien nicht ausreichend in die Nachsorge eingebunden. Die postakute Versorgung sei kein einmaliger Vorgang, bestätigte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Charité-Chef Professor Karl Einhäupl.

Sobald die Patienten nach Hause entlassen würden, gingen bereits eingeübte Rehabilitationsschritte wieder verloren. Hier seien unter anderen die Hausärzte gefragt, diese Routinen wieder aufzufrischen. Hausärzte seien auch als Fallmanager für die langfristige Betreuung der Schlaganfallpatienten gefragt.

Erste Ergebnisse aus den Untersuchungen zur Versorgungssituation in Ostwestfalen zeigen eine Diskrepanz zwischen dem Bedarf an Rehabilitation und der tatsächlichen Versorgung vor allem hochbetagter Patienten.

Schlaganfälle treten gehäuft bei 80- bis 85-Jährigen auf

Obwohl Schlaganfälle vor allem bei 80- bis 85-Jährigen aufträten, fänden sich in den Reha-Einrichtungen vor allem 70- bis 75-Jährige Patienten, stellten Fachleute vom Institut für Arbeit und Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen fest. Dies werten Fachleute als Hinweis auf stille Rationierung.

Sparen lasse sich an der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten nichts, sagte Karl Einhäupl. Was Kostenträger eventuell in der Rehabilitation einsparten, müsse die Gesellschaft dann später für medizinische Leistungen oder für die Pflege aufbringen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München

Ergebnisse der Studien ASSET-IT und MOST

Was nützt die Lyse-Augmentation bei Schlaganfall?

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an