Schmallenberg-Virus breitet sich aus

Ein Virus geht um in Europa: Das für Tiere gefährliche Schmallenberg-Virus ist jetzt erstmals auch in Großbritannien festgestellt worden. In Deutschland wird derweil an einem Impfstoff gearbeitet - und über eine Meldepflicht nachgedacht.

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LONDON/BIELEFELD (dpa). Das Schmallenberg-Virus, von dem Kühe, Ziegen und Schafe befallen werden können, breitet sich auch in Großbritannien aus. Das Virus sei erstmals auf der Insel bestätigt worden, teilte die Tiergesundheitsbehörde Animal Health and Veterinary Laboratories Agency (AHVLA) mit.

Das Virus, das bei den Tieren schwere Krankheiten und Geburtsfehler auslösen kann, war bislang in Deutschland, Belgien und in den Niederlanden aufgetreten. Nun sind vier Schafe in den britischen Grafschaften Norfolk, Suffolk und East Sussex positiv getestet worden.

Das Bielefelder "Westfalen-Blatt" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, es solle ein Impfstoff gegen die Seuche entwickelt werden.

Dies könne etwa 18 Monate dauern. Es handele sich um eine ernste Gefahr für die Tiergesundheit in Europa.

Bluttest für Menschen geplant

Nach Angaben des Instituts vom Mittwoch wurde das Virus in Deutschland bisher bei Tieren aus 51 Betrieben in fünf Bundesländern festgestellt.

Betroffen sind 7 Rinderhaltungen, 42 Schafhaltungen und zwei Ziegen. Die Fälle traten in Nordrhein-Westfalen (6 Rinderhaltungen, 26 Schafhaltungen, 1 Ziege), Niedersachsen (12 Schafhaltungen), Hessen (2 Schafhaltungen), Rheinland-Pfalz (1 Bison) und Baden-Württemberg (1 Ziege) auf.

Wie die Zeitung weiter berichtete, plant das Robert-Koch-Institut (RKI) Bluttests für Menschen, die mit kranken Tieren in Berührung gekommen sind.

Die Untersuchungen seien eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagten FLI-Sprecherin Elke Reinking, und RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher dem "Westfalen-Blatt". Ein entsprechender Test müsse aber erst noch auf die Beine gestellt werden, so Reinking.

Meldepflicht für Labore

Die Zahl der untersuchten Menschen sowie der Beginn der Tests stehe daher noch nicht fest, sagte Glasmacher. Nach Angaben von Reinking ist das Virus nach dem derzeitigen Kenntnisstand für Menschen ungefährlich.

Laut Bundesagrarministerium soll für das Virus eine Meldepflicht eingeführt werden. Damit sollen Labors verpflichtet werden, alle nachgewiesenen Fälle zu melden, hieß es am Mittwoch in Berlin.

So könnten Veterinärbehörden die Ausbreitung besser beobachten und bekämpfen. Über eine entsprechende Verordnung soll der Bundesrat Ende März entscheiden, dann könne sie in Kraft treten. Deutschland setzt sich auch für eine EU-weite Meldepflicht ein.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 26.01.201212:37 Uhr

Ausbreitung

Auch das "Schmallenberg"-Virus kann sich nicht "ausbreiten". Ebenso können Wiederkäuer verschiedener Art davon auch nicht "befallen" werden. Das biologische Nanopartikel kann nicht einmal "auftreten"!

Es gilt auch hier: Wer viel testet, findet auch viel. Letztlich kommt es immer auf die Interpretation des Befundes an. Und da wird nach alten Erfahrungen bei unsichtbaren "Feinden" meist zu viel vermutet, ohne daß dies den realen Gegebenheiten oder Entwicklungen entspricht.
Ich schlage vor, daß die "Seuchen"-Experten uns immer so peinlich genau erklären, wie sie auch diagnostizieren:
1.Wurde bei den Laboruntersuchungen mittels welcher Methode a) direkt das Virus nachgewiesen oder b) lediglich eine fragwürdige seropositive Reaktion festgestellt?
2. Wurden die dazu erforderlichen Probennahmen "planmäßig" als sreening oder aufgrund des Vorliegens von apparenten Krankheitszeichen genommen?
3. Wie viele Tiere einer Herde waren tatsächlich klinisch erkrankt (Morbidität) und wie viele Tiere davon sind akut verendet (Mortalität)?

Nur wenn diese Zahlen erheblich sind, rechtfertigt dies nach m.E. drakonische "Seuchen-Bekämpfungs-Maßnahmen" im alten Sinne der "Keulung" (Ausmerzung) eines größeren Tierbestand.
Denn in jeder geschlossenen Herde gilt genau so wie die unterstellte Ansteckungsgefahr auch der alte Grundsatz der "stillen Feiung" nach immunologischen Grundsätzen und der möglichen Selbst-"Ausrottung" eines infektiösen Agens.
In den isolierten, modernen Tierhaltungs-Betrieben sind nämlich Abtrennungs-, Beobachtungs- und Nachuntersuchungs- Möglichkeiten gegeben, die meist Quarantäne-Maßnahmen durchaus entsprechen.
Insofern könnte nach m.E. so mancher großen Vernichtungsaktion von Privat- und Volksvermögen aus vermeintlichen "Seuchengründen" humaner begegnet werden.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene) aus Rostock

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