Rätselhaft

Schweißperlen nur auf der linken Stirnseite

Ein Mann mit Thoraxschmerz schwitzt übermäßige auf der linken Stirnseite. Was war der Grund?

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Punktueller Schweiß als Symptom für eine Krebserkrankung?

Punktueller Schweiß als Symptom für eine Krebserkrankung?

© Creatas / Thinkstock

BALTIMORE. Dr. Lindsey Sloan vom Johns Hopkins Hospital in Baltimore und ihre Kollegen berichten über einen Patienten im mittleren Alter mit vorübergehendem exzessivem Husten und einer Hämoptyse (JAMA Oncol 2018; online 15. November). Zwei Monate nach dem Vorfall ließ der Mann sich wegen Kurzatmigkeit, Husten und Throraxschmerzen in der Klinik untersuchen.

Im Computertomogramm entdeckten die Ärzte einen 12 cm großen Tumor im linken oberen Lungenlappen, der bereits in das Mediastinum vordrang. Außerdem fanden sich eine mediastinale Lymphadenopathie sowie mehrere Leberläsionen.

Die Biopsie ergab ein schwach differenziertes Karzinom, was zur Diagnose eines primären Lungentumors führte. Ungewöhnlich war, dass der Patient bei seiner Vorstellung zudem über eine anhaltende und ihn störende Hyperhidrose mit Erythembildung ausschließlich auf der linken Seite seiner Stirn klagte. Schließlich stellten Sloan und ihre Kollegen die Diagnose eines apikalen nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms mit Beteiligung des Sympathikus.

Die Ärzte erinnern daran, dass ein solches Karzinom mit einem Horner-Syndrom einhergehen kann. Zur symptomatischen Trias gehören hier Miosis, Ptosis und Anhidrose. Möglich sei aber auch – wenn auch seltener zu beobachten – eine Hyperaktivität des Sympathikus als Folge einer Läsion autonomer Nerven beim Durchtritt durch die Thoraxhöhle.

Über sekundäre Hyperhidrosen sei in den vergangenen 70 Jahren mehrmals berichtet worden, so die Ärzte, meist im Zusammenhang mit einer Mesotheliomdiagnose, wobei oft mehrere Dermatome und der Thorax betroffen seien. Typische Symptome lagen in den beschriebenen Fällen ipsilateral.

Es stellte sich schließlich heraus, dass das Lungenkarzinom im Stadium IV ein Adenokarzinom (T4N3M1c) war und den linken oberen Lungenlappen befallen hatte, mit Metastasierung in die Leber. Sloan und ihre Kollegen gehen davon aus, dass die Hyperhidrose auf der linken Stirnseite Folge einer Irritation des linken Sympathikus war.

Vermutlich sei sie durch die Kompression präganglionärer Nervenfasern des Sympathikus, die in Höhe der Lungenspitze vor Eintritt in das obere Halsganglion verlaufen, durch den sich vergrößernden Tumor oder sogar durch eine direkte Invasion von Krebszellen in die Nerven hervorgerufen worden. Die Ärzte gehen davon aus, dass wegen der lokal begrenzten Hyperhidrose und einem ansonsten normalen Sympathikustonus der Tumor nur einen Teil des Nervs komprimierte.

Eine Woche nach Aufnahme in die Klinik sei der Patient nach Beginn einer Strahlentherapie und der geplanten Chemotherapie plötzlich gestorben, so die Ärzte um Sloan. (ple)

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