Selten, aber lebensgefährlich: der invasive Meningokokken-Infekt

Gerade der Meningokokken-Typ C, gegen den es eine Schutzimpfung gibt, kommt bei dramatischen Krankheits-Verläufen besonders häufig vor.

Von Werner Stingl Veröffentlicht:
Meningokokken-Infektionen sind zwar selten, aber gefürchtet. Impfungen beugen vor.

Meningokokken-Infektionen sind zwar selten, aber gefürchtet. Impfungen beugen vor.

© Foto: Novartis Behring

MÜNCHEN. Alle Kinder- und Jugendärzte sollten ihre 1- bis 18-jährigen Patienten gegen Meningokokken C impfen. Eine invasive Infektion mit diesem Erreger ist zwar selten, aber lebensgefährlich.

Wer einmal als Betroffener, Angehöriger oder Arzt eine schwere invasive Meningokokken-Infektion und den damit verbundenen Kampf auf Leben und Tod mit erlebt hat, wird kein Argument mehr gegen diese Impfung gelten lassen, sagte Professor Thomas Nicolai vom Dr. von Haunerschen Kinderspital aus München. In unseren Breiten gebe es praktisch keine andere Erkrankung, die gesunde Kinder und Jugendliche als Hauptrisikogruppe derart dramatisch heimsuchen kann wie eine Meningokokken-Sepsis. Oft kommen Betroffene noch scheinbar gesund aus der Schule, entwickeln am Abend die Symptome eines banalen Infektes und werden dann in der Nacht oder am Morgen zum intensivmedizinpflichtigen Notfall, so Nicolai bei einer Veranstaltung der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen in München.

Auch mit modernen medizinischen Mitteln seien 10 bis 20 Prozent der an einer Meningokokken-Sepsis erkrankten Kinder nicht zu retten. Und bei weiteren 20 Prozent muss das Überleben mit bleibenden Haut-, Gewebe und Organschäden sowie verstümmelnden Amputationen erkauft werden. Im Gefolge einer isolierten Meningokokken-Meningitis, der zweiten und etwas weniger lebensbedrohlichen Komplikation einer Meningokokkeninfektion, drohen wiederum vor allem bleibende geistige Behinderungen, so Nicolai.

Zugegebenermaßen sind invasive Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland mit jährlich gemeldeten 400 bis 800 Ereignissen statistisch betrachtet selten und nur 20 bis 30 Prozent davon sind bei uns verursacht durch den Serotyp C. Aber gerade dieser Typ, gegen den es eine Impfung gibt, ist bei dramatischen Verläufen überrepräsentiert, betonte Nicolai. Das seien gute Gründe, die Impfung auch anzubieten.

Frühe Hinweise auf Meningokokken-Infekt

Die Prognose bei einer invasiven Meningokokken-Infektion ist umso besser, je früher behandelt wird. Dabei kann es um Stunden gehen. Problematisch ist, dass die Infektion meist wie ein banaler Infekt mit Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen beginnt. Oft ist es dann nur ein Gefühl, das eine weiterführende Diagnostik oder stationäre Beobachtung veranlasst. Unbedingt ernst nehmen sollte man Aussagen von Eltern, das Kind verhalte sich anders als bei bisherigen Infekten oder wenn eine Gabe von Antipyretika nicht die übliche Beschwerdelinderung und Verhaltensnormalisierung bewirkt, rät Professor Thomas Nicolai. "Alarmstufe Rot" signalisieren bei Fieber und Abgeschlagenheit auftretende punktförmige Hautrötungen, die unter Glasspatel- oder Wasserglasdruck nicht abblassen und als Petechien, die eine beginnende Sepsis anzeigen, infrage kommen. (wst)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Impfreaktionen vs. Impfkomplikationen

Impfen für ein gesundes Gehirn

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!