Seltener Gewalt bei Schizophrenie als vermutet

MÜNCHEN (nsi). Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, gefährden vermehrt sich und andere durch Gewalttaten. Allerdings sind Gewaltdelikte durch solche Patienten möglicherweise viel seltener als vielfach angenommen, hat jetzt eine deutsche Studie ergeben.

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Bisherige Studien, vor allem aus anderen Ländern, haben ein drei- bis 18fach erhöhtes Risiko für Gewalttaten bei schizophrenen Patienten ermittelt.

Für Deutschland gab es dazu bisher kaum aussagekräftige aktuelle Daten. Nach ersten Ergebnissen einer Untersuchung an der Ludwigs-Maximilian-Universität (LMU) München liegt das Risiko für Gewalttaten durch diese Patienten eher am unteren Ende des genannten Spektrums.

Ausgewertet worden sind bei der Studie die Daten von 451 Schizophrenie-Patienten, die zwischen 1990 und 1995 in der Münchener Psychiatrischen Klinik behandelt worden waren (Nervenheilkunde 2004, 165, 3). Die Teams um Professor Michael Soyka und den Juristen Professor Heinz Schöch von der LMU analysierten Einträge der ehemaligen Patienten im Bundeszentralregister. Darin werden nur Verurteilungen mit strafrechtlicher Bedeutung erfaßt.

44 der ehemalige Patienten (etwa zehn Prozent) waren dort mit 174 Delikten registriert (knapp vier pro Person). Bei 111 Straftaten erkannten die Gerichte eine Schuldunfähigkeit der Täter, also bei knapp zwei Dritteln der Delikte. 14 der 174 Straftaten (etwa acht Prozent) waren Körperverletzungen.

Aufgrund der Daten schätzt Soyka, daß Schizophrenie-Patienten lediglich ein dreifach höheres Risiko haben, gewalttätig zu werden, als Gesunde. Obwohl Patienten mit Schizophrenie häufiger gewalttätig würden als Gesunde, seien Aggressionsdelikte selten, resümiert Soyk.

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