Erderwärmung

So schützen Sie Ihre Herz-Kreislauf-Patienten vor der nächsten Hitzewelle

Angehörige beraten, Verordnungen kritisch hinterfragen, Herzinsuffizienzpfleger in die Spur setzen: Bei Hitzewellen können Ärzte einiges tun, das viel Leid verhindern kann.

Von Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Herz-Kreislauf-Probleme bei Hitze: Gefährdete Patienten rechtzeitig beraten, rät DGIM-Vorsitzender Professor Jürgen Floege.

Herz-Kreislauf-Probleme bei Hitze: Gefährdete Patienten rechtzeitig beraten, rät DGIM-Vorsitzender Professor Jürgen Floege.

© Korn V. / stock.adobe.com

Berlin. Zugegeben, es sieht draußen gerade nicht so aus, aber die nächste Hitzewelle kommt bestimmt: Elf der zwanzig als besonders extrem eingestuften Hitzeperioden in Europa seit 1950 fanden in diesem Jahrtausend statt. Ambulante Ärzte sollten weitere Hitzewellen deswegen vorausschauend im Blick haben, statt ihnen hinterherzurennen, wenn sie längst begonnen haben, betonten Herz-Kreislauf-Experten bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Vorfeld des diesjährigen Internistenkongresses.

Der wichtigste Ratschlag, den DGIM-Vorsitzender Professor Jürgen Floege von der Uniklinik Aachen seinen Kollegen mit auf den Weg geben möchte, lautet: Gefährdete Patienten und deren Angehörige rechtzeitig beraten. Trinken ist dabei natürlich ein Kernthema: „Gerade ältere Menschen mit milder Demenz schaffen es oft nicht, bei hohen Temperaturen genug zu trinken. Hier gibt es großen Informationsbedarf.“

Wärme vor allem bei allein lebenden Patienten Problem

Die zweite große Risikogruppe neben den alten und dementen Menschen sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere mit arterieller Hypertonie oder Herzinsuffizienz. Floege wies darauf hin, dass ein Anstieg der Zimmertemperatur von 20 auf 30 Grad Celsius den systolischen Blutdruck um etwa 10 bis 15 mmHg senke.

Das kann bei streng eingestellten Patienten zum Problem werden, zumal wenn sie alleine wohnen und niemand merkt, wenn sie kollabieren. „Hausärzte sollten mit ihren Patienten im Vorfeld besprechen, was mit den antihypertensiven Medikamenten zu tun ist, wenn es zu extremer Hitze kommt“, so der Nieren- und Hochdruckspezialist.

Ähnliches gelte für Diuretika. Auch hier empfehle es sich, diese Medikamente an heißen Tagen tendenziell in der Dosis zu reduzieren, unter Umständen sogar ganz wegzulassen. Erneut müsse das aber in Abhängigkeit von der Grunderkrankung individuell besprochen werden. Gerade bei Patienten mit Herzinsuffizienz sieht Floege große Chancen einer vielleicht auch temporären, telemedizinischen Betreuung, mit der sich die optimale Diuretikadosis sehr gut einstellen lasse.

Spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern

Es geht aber auch ohne Technik. Professor Georg Ertl vom Universitätsklinikum Würzburg brachte spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern in die Diskussion, die in Hitzeperioden gefährdete Patienten zumindest telefonisch kontaktieren: „Wenn die Patienten dann sagen, mir geht es gut, ich habe gerade drei Kilo abgenommen, dann ist das vielleicht ein bisschen viel und es besteht Handlungsbedarf.“

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