Spritze rückt Fettpolstern und Lipomen zu Leibe

Für Patienten mit hartnäckigen kleinen Fettpolstern, störenden subkutanen Lipomen oder auch "Stiernacken" ist die Injektionslipolyse eine Therapieoption. Das Stoffgemisch zerstört Fettzellen und löst anschließend eine Fibrose aus.

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Rechts (b) ist der hautstraffende Effekt der Injektionslipolyse nach zwei Behandlungen sichtbar.

Rechts (b) ist der hautstraffende Effekt der Injektionslipolyse nach zwei Behandlungen sichtbar.

© (6) Dr. K. Hoffmann, Bochum

Von Thomas Meißner

Wer in der ästhetischen Medizin mit der Injektionslipolyse arbeitet, sollte eine gründliche Ausbildung hinter sich haben. Dann seien kaum unerwünschte Wirkungen oder gar Komplikationen zu erwarten, sagt ein Spezialist aus Bochum.

Bei der Injektionslipolyse sollen mit dem subkutanen Einspritzen Fettzell-zerstörender Mittel lokalisierte Fettansammlungen zerstört und beseitigt werden. Anwendungsbeispiele sind etwa verschiedene Lipomatosen mit störenden, teils schmerzhaften subkutanen Lipomen, ein "Stiernacken" oder andere, bevorzugt aus ästhetischen Gründen störende Fettpolster am Körper.

Fettzellnekrosen werden ausgelöst

"Lange wurde der Injektionslipolyse jegliche Wirkung abgesprochen", schreibt Dr. Klaus Hoffmann, Dermatologe am Universitätsklinikum Bochum, in der Zeitschrift "Der Hautarzt" (2010; 61: 847). Inzwischen ist nach Hoffmanns Angaben nachgewiesen, dass das Stoffgemisch aus Desoxycholsäure (DOC) sowie Phosphatidylcholin (PPC) eine lokale Entzündungsreaktion, Fettzellnekrosen sowie schließlich eine Fibrose auslöst.

Wenn die Fettzellen zerstört sind, folgen die biochemische Aufspaltung der Triglyceride in Glycerin und freie Fettsäuren sowie deren Abtransport. Die anschließende Fibrose wird als Ursache der lang anhaltenden Wirkung angesehen, sie hat darüber hinaus auch einen hautstraffenden Effekt.

Hoffmann betont, dass "nur kleine, umschriebene Fettpolster, die sich hartnäckig einer Reduktion durch Ernährungsumstellung oder sportliche Betätigung verweigern", mit dieser Methode angegangen werden sollten. Größere Mengen Fett müssten invasiv per Liposuktion oder mit dem Lipolaser entfernt werden.

Zudem müsse den Patienten eindeutig vermittelt werden, dass es sich um kein zugelassenes Behandlungsverfahren handelt - Lipostabil® N ist lediglich für die intravenöse Behandlung bei Fettembolien zugelassen. Für den Arzt ergebe sich daraus eine erweiterte Dokumentationspflicht inklusive Fotos. Zudem sollte die Haftpflichtversicherung Bescheid wissen.

Bei richtiger Anwendung wird die Methode als sehr nebenwirkungsarm geschildert. Beschrieben werden gelegentlich kurzfristige allergische Reaktionen, prinzipiell möglich sind Hautnekrosen. Beobachtet worden sind auch Knoten oder Verhärtungen, die erst nach Monaten wieder verschwinden. Nach Hoffmanns Angaben ist meist unklar, ob es sich dabei um granulomatöse Reaktionen handelt oder um Hämatome.

Starke Blutungsneigung ist Kontraindikation

Kontraindiziert sei die Behandlung bei starker Blutungsneigung und bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen, da die immunologischen Wirkungen von PPC-DOC im Fettgewebe nicht ausreichend untersucht seien.

Zur Vorsicht rät Hoffmann auch in Arealen mit schlechter Durchblutung wie Narben. Bis zehn Tage nach der Injektionslipolyse muss mit Schwellungen, Rötungen, Schmerzen sowie mit Hämatomen und Knötchen gerechnet werden. Mit hoch dosiertem Bromelain können diese Erscheinungen jedoch reduziert werden. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, die die Effekte der Behandlung verbessern und Nebenwirkungen mindern sollen.

Besondere Vorsicht ist bei Anwendung am Hals nötig

"Viele Kollegen glauben, sie könnten injizieren, und die Anwendung der Injektionslipolyse sei sehr einfach", so der Dermatologe weiter. Gerade bei Anwendungen am Hals und im Gesicht seien jedoch eine besonders strenge Indikationsstellung und gute Erfahrung mit der Methode zu fordern.

Viele erfahrene Behandler seien im Netzwerk Lipolyse (www.netzwerk-lipolyse.de) organisiert und böten Weiterbildungen an. Ohne gute Ausbildung drohten Misserfolge und Fehlbehandlungen, die die Methode insgesamt in Verruf bringen könnten, warnt Hoffmann.

Inzwischen laufen in den USA Studien, und auch in Europa sind Untersuchungen geplant, um eine Zulassung für subkutane Anwendungen von PPC-DOC zu erreichen.

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