Stress kann ursächlich für einen Tinnitus sein

Emotionaler Stress schlägt oft auf das Ohr. Fast jeder Zehnte leidet nach einer TK-Erhebung an Tinnitus oder Ohrgeräuschen.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Chronischer Stress kann Veränderungen im auditorischen System hervorrufen.

Chronischer Stress kann Veränderungen im auditorischen System hervorrufen.

© Lev Dolgatsjov / fotolia.com

HEIDELBERG. Mit stressbedingten Ohrgeräuschen haben die Ärzte in der Praxis zunehmend zu tun. So leiden 60 Prozent der Tinnitus-Patienten über längere Zeit unter Stress, wie Privatdozentin Dr. Birgit Mazurek aus Berlin vor kurzem bei einer Fortbildungsveranstaltung des Unternehmens Orthomol in Heidelberg gesagt hat.

Chronischer Stress könne Veränderungen im auditorischen System hervorrufen und verstärken. Eine zentrale Bedeutung hat hierbei das Stresshormon Kortisol. Dadurch getriggert wird über eine erhöhte Glukoneogenese, Lipolyse und Proteolyse vermehrt Energie bereitgestellt. Das Kortisol bewirkt zudem eine massive Ausschüttung von Glutamat in den Neuronen und führt letztlich auch zu einer vermehrten Kalziumansammlung.

Die Folge: Es kann zu einer Schädigung der Hörsinneszellen und Nervenzellen im auditorischen System kommen. Somit könne Stress ursächlich an der Entstehung eines Tinnitus beteiligt sein, wie die Tinnitus-Expertin erläutert hat. Sie wies darauf hin, dass der Glutamat-Antagonist Magnesium eine Therapieoption für die Betroffenen sein könne. Studien hierzu laufen im Moment.

Bei stressbedingten Beschwerden werde oft allein symptomatisch behandelt, dabei sei es wichtig, die Patienten ganzheitlich zu betrachten, betonte der Allgemeinmediziner Dr. Michael Gesche aus Hamm. Je nach Stresstyp könnten eine chronische Erschöpfung, Burn-Out, Herz-Kreislaufbeschwerden sowie Depressionen oder ein Hörsturz oder Tinnitus auftreten. " Ich habe viel um die Ohren" sei so ein klassischer Satz, bei dem man als Arzt hellhörig werden sollte.

Besonders in Stresssituationen könne der erhöhte Bedarf des Körpers an Mikronährstoffen über die Ernährung nicht gedeckt werden. Diese sollten dann durch eine ernährungsmedizinische Supplementierung zugeführt werden, riet Gesche. Die wichtigsten Nährstoffe bei hoher Leistungsanforderung und Stress seien B-Vitamine und Magnesium zur Unterstützung des Energiestoffwechsels und des Nervensystems; Antioxidanzien gegen den stressbedingten Anstieg freier Radikale und Omega-3-Fettsäuren zum Schutz von Herz und Gefäßen. Patienten mit einer Stressymptomatik sollten ferner dazu angehalten werden, ihre Tagesabläufe neu zu ordnen und diese schriftlich zu dokumentieren.

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