Angststörung

Studie läuft mit L-Dopa

Ein Mittel gegen Parkinson kann möglicherweise auch Menschen helfen, die unter Phobien oder post-traumatischen Störungen (PTSD) leiden.

Veröffentlicht:

MAINZ. Wissenschaftler des Forschungszentrums Translationale Neurowissenschaften (FTN) der Universitätsmedizin Mainz untersuchen derzeit eine Kombination zweier Therapieoptionen: eine Psychotherapie, die Ängste abbauen soll, gepaart mit der Einnahme von L-Dopa. Dieses Medikament, das bislang zum Einsatz kam, um Bewegungsstörungen zu behandeln, könnte auch dazu dienen, negative Erinnerungen zu überwinden, teilt die Uni Mainz mit.

Um Angststörungen oder Phobien zu behandeln, verwenden Psychotherapeuten die sogenannte "Angst-Exposition". Doch selbst nach einer erfolgreichen Exposition ist nicht auszuschließen, dass in anderen Stresssituationen die Angstassoziationen wieder hochkommen.

Dies könnte sich dann auf die Entwicklung einer PTSD auswirken sowie einen Rückfall nach erfolgreicher Psychotherapie bewirken. L-Dopa hilft, dies zu vermeiden, haben nun Forschungen von Professor Raffael Kalisch vom FTN der Uni Mainz ergeben.

Das Gehirn nimmt L-Dopa auf und wandelt es in Dopamin um. Dopamin steuert das Belohnungssystem im Gehirn, beeinflusst den Bewegungsapparat und wirkt sich darauf aus, ob Erinnerungen im Gedächtnis festgehalten werden.

Ein Mensch, der nach einer Exposition L-Dopa einnimmt, wird eine stärkere sekundäre positive Erinnerung an die Expositionsphase entwickeln und so leichter die negativen Erinnerungen ersetzen können.

Daher wird L-Dopa möglicherweise künftig auch zur Prävention von Rezidiven bei PTSD- oder Phobiepatienten eingesetzt. Die hier beschriebenen Forschungsergebnisse von Kalisch und Kollegen werfen neue Fragen über die Rolle der primären Angsterinnerungen und die Sekundärprävention mittels L-Dopa auf.

"Ziel ist es, die Langzeiteffekte einer Psychotherapie durch die Kombination mit L-Dopa zu verbessern", wird Kalisch in der Mitteilung zitiert. Vor diesem Hintergrund hat er auch eine klinische Studie über Spinnenangst gestartet. Sie soll unter anderem dazu dienen, die Auswirkungen von L-Dopa auf den Therapieerfolg festzustellen. (eb)

Mehr zum Thema

Familiencoach Kinderängste der AOK

Neues Online-Selbsthilfeprogramm soll bei Ängsten entlasten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen