BUCHTIP

Suchtmedizin für Hausärzte

Veröffentlicht:

4,3 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Nikotin und 90 000 bis 110 000 sterben jährlich daran. Dem Alkohol erliegen pro Jahr etwa 40 000 Menschen, 1,7 Millionen gelten als alkoholabhängig. Auch die Zahl der Medikamentensüchtigen liegt auf Millionenhöhe: 1,3 Millionen Bundesbürger sind abhängig von Arzneimitteln, und noch einmal 400 000 von Cannabis oder harten Drogen wie Heroin oder Kokain.

Die Diagnose riskanten Suchtmittelkonsums oder Abhängigkeit stellen meist Hausärzte. In dem Buch "Evidenzbasierte Suchtmedizin" haben deutsche Fachgesellschaften die Behandlungsleitlinien für Suchterkrankungen aktualisiert.

Das Buch ist zwar klassisch strukturiert in die Abschnitte Definition, Epidemiologie, Diagnostik und Therapie für jede Art der Suchterkrankung. Aber die Autoren geben jede Menge praktische Tipps, vor allem dazu, wie Gespräche bei Verdacht, Diagnose und Therapie einer Suchterkrankung angelegt sein sollten.

So ist die positive Wirkung mehrerer Formen der Kurzintervention (Gespräche von fünf und zwanzig Minuten Dauer) bei riskantem Alkohol- oder Tabakkonsum belegt und sie werden in ihren wesentlichen Merkmalen beschrieben.

Empathie signalisieren, Widersprüche aufzeigen, Wortgefechte vermeiden, nachgiebig auf Widerstand reagieren und vermitteln, daß die Patienten selbst etwas tun können: So können Ärzte die Zwiespälte eines Alkoholkranken auffangen, der sich Karenz vornimmt und gleichzeitig den Wunsch hat, weiter zu trinken. Bei den Behandlungsformen werden jeweils die Evidenzgrade angegeben und auch komplementäre Verfahren wie die Akupunktur zur Raucherentwöhnung diskutiert.

Insgesamt ist das Buch ein übersichtliches Nachschlagewerk und praktischer Ratgeber zugleich mit den Themenschwerpunkten Alkohol-, Tabak-, Cannabis- und Opiodabhängigkeit, Störungen durch Stimulantien und Halluzinogene sowie Arzneimittelsucht. Es empfiehlt sich jedem als Hausarzt tätigen Mediziner, denn jeder hat Patienten, die regelmäßig zuviel von einem dieser legalen und illegalen Suchtmittel zu sich nehmen. (nsi)

Lutz Schmidt, Markus Gastpar, Peter Fakai, Wolfgang Gaebel: Evidenzbasierte Suchtmedizin. Behandlungsleitlinie substanzbezogene Störungen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 2006, 314 S., 29 Abb. und Tabellen, 39,90 Euro. ISBN 3-7691-0520-6

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Mitarbeiterführung und Teamentwicklung

MFA-Tag: Motivationsbooster fürs Praxisteam

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung