Test auf Gestationsdiabetes ist bei allen Schwangeren ratsam

MÜNCHEN (wst). Etwa fünf Prozent aller Frauen ohne Diabetes entwickeln im Verlauf einer Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes. Dies kann zu fetalen Reifestörungen und metabolischen Fehlprogrammierungen führen, die das spätere Diabetesrisiko des Nachwuchses zusätzlich zur bestehenden genetischen Belastung erhöhen. Ein Gestationsdiabetes muß deshalb möglichst früh erkannt, und die Frauen müssen konsequent behandelt werden.

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Bei Übergewicht, positiver Familienanamnese für einen Typ 2-Diabetes, früherem Gestationsdiabetes oder einem hohen Geburtsgewicht früherer Kinder ist das Risiko für einen Gestationsdiabetes überdurchschnittlich hoch.

Frauen sollten sofort nach Feststellung einer Schwangerschaft und im weiteren Verlauf auf einen Gestationsdiabetes untersucht werden, hat Dr. Martin Füchtenbusch vom Krankenhaus München-Schwabing auf einem Symposium in München erinnert, das von Aventis und Bayer unterstützt wurde.

Screening auch bei Frauen ohne erkennbar erhöhtes Risiko

Aber auch bei Schwangeren ohne erkennbar erhöhtes Risiko gehört ab dem zweiten Trimenon ein Diabetesscreening zur Vorsorge. Erhoben werden sollten dazu der Nüchternblutzuckerwert sowie die Blutzuckerkonzentrationen ein und zwei Stunden nach einer oralen Gabe von 75 Gramm Glukose.

Als Grenzwerte gelten nach den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Diabetesgesellschaft aus dem Jahre 2001 ein Nüchternwert von 90 mg/dl, ein Einstundenwert von 180 mg/dl und ein Zweistundenwert von 155 mg/dl. Ein überschrittener Grenzwert definiert eine Glukosetoleranzstörung, zwei überschrittene Grenzwerte definieren einen Gestationsdiabetes, sagte Füchtenbusch.

Sobald ein Gestationsdiabetes diagnostiziert ist, sind Betroffene sofort zu schulen. Sie brauchen konkrete Tips zu einer gesünderen Ernährung und zu mehr Bewegung.

Wichtig sind Anweisungen für die Blutzuckerselbstmessung

Außerdem müssen sie in der Blutzuckerselbstmessung angewiesen werden. Als Selbstmeßziele sollten vorgegeben werden: im kapillären Vollblut einen Nüchternwert von 90 mg/dl sowie eine Stunde nach Beginn einer Mahlzeit 140 mg/dl und zwei Stunden danach 120 mg/dl.

Ergibt sich aus den selbstdokumentierten Blutzuckertagesprofilen oder dem Ergebnis eines erneuten oralen Glukosetoleranz-Testes nach einer Woche eine Normalisierung des Stoffwechsels, genügt die Fortführung der Lebensstiländerung. Bei nach wie vor überhöhten Werten ist eine individuelle Insulintherapie nötig, betonte Füchtenbusch.



STICHWORT

Insulintherapie in der Schwangerschaft

Werden Frauen während einer Schwangerschaft insulinpflichtig, was bereits nach einer Woche erfolgloser Lebensstiländerung ab Diagnosestellung der Fall ist, kann ihnen versichert werden, daß von der Insulin-Therapie keine Gefahr für das Ungeborene ausgeht.

Der Verzicht auf eine Insulin-Therapie kann allerdings ein erhebliches Risiko beinhalten, so Füchtenbusch. Stehen erhöhte Nüchternblutzuckerwerte im Vordergrund, sollte die Insulintherapie mit einem humanen Verzögerungsinsulin gestartet werden.

Bei eher postprandialen Entgleisungen ist primär mahlzeitenbezogen ein schnell wirksames Humaninsulin ratsam.

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