Therapie-Kombi lässt bei Tinnitus aufhorchen

Neue Hoffnung für Tinnitus-Geplagte: Mit der Kombination aus zwei bekannten Tinnitustherapien ist es Forschern gelungen, Beschwerden von Betroffenen deutlich zu mindern.

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Nicht nur das Ohr, auch die Psyche leidet bei Tinnitus.

Nicht nur das Ohr, auch die Psyche leidet bei Tinnitus.

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MAASTRICHT (chh). Gegen Tinnitus kann man nichts machen. Dieses Vorurteil besteht nicht ohne Grund.

So konnte sich bisher weder eine medikamentöse Therapie gegen das Phantomgeräusch behaupten, noch bestehen einheitliche Therapiekonzepte für eine nicht-medikamentöse Therapie.

Zwei nennenswerte Therapiekonzepte gibt es dennoch, die Tinnitus-Retraining-Therapie und die kognitive Verhaltenstherapie. Allerdings stehen sie auf einem weichen Fundament aus Studien mit geringer Evidenz.

Gegen den Evidenzmangel an geht jetzt eine Studie aus den Niederlanden. Forscher der Universität Maastricht haben die beiden Therapiekonzepte vereint und die Kombination einer randomisierten und kontrollierten Studie (Lancet 2012; 379: 1951-1959) unterzogen.

In zwei Gruppen behandelten sie 492 Patienten mit Tinnitus. 247 Patienten erhielten eine gewöhnliche Tinnitustherapie mit einem Hörgerät und/oder einem Masker sowie audiologischen Nachuntersuchungen.

Die andere Gruppe, 245 Patienten, wurde mit einer Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie mit Elementen der Tinnitus-Retraining-Therapie behandelt. Auch sie erhielten bei Bedarf ein Hörgerät und/oder einen Masker.

Weniger Beschwerden, mehr Lebensqualität

Ziel der Therapien war es, sowohl die Lebensqualität der Patienten als auch ihre Tinnitus-Beschwerden zu bessern. Außerdem wurden negative Effekte wie Sorgen und Depression, Tinnitus-bezogene Ängste und Katastrophisieren erfasst.

Zu Beginn der Therapie sowie nach drei, acht und zwölf Monaten wurden unter anderem die Scores HUI (health utilities index) und THI (tinnitus handicap inventory) ermittelt.

Verglichen mit der gewöhnlichen Tinnitustherapie verbesserte die kombinierte Therapie die Lebensqualität der Patienten über zwölf Monate deutlich. Und auch der Schweregrad des Tinnitus und die Beeinträchtigung der Patienten gingen zurück. Dabei zeigte sich der Therapieerfolg unabhängig vom anfänglichen Schweregrad des Tinnitus.

Welche Behandlungsschritte letztendlich für den Therapieerfolg verantwortlich waren, können die Autoren der Studie nicht sagen. Sie schließen nicht aus, dass einige Behandlungselemente überflüssig sind und künftig eingespart werden könnten. Weitere Studien sollen dies klären.

Für die Autoren sind die Ergebnisse dennoch ein Zeichen dafür, dass ihr Therapiemodell zur Behandlung von Tinnitus-Patienten verschiedener Schweregrade umfassend eingesetzt werden könnte.

Eine Einschätzung, die auch Dr. Berthold Langguth vom Tinnituszentrum der Universität Regensburg teilt. In seinem Studienkommentar lobt er die Ergebnisse als klares Statement gegen den therapeutischen Nihilismus und als ersten Schritt in Richtung einer evidenzbasierten Tinnitustherapie.

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