Herzinsuffizienz

Therapie nach Leitlinie bei jedem Zweiten

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WÜRZBURG. In Deutschland ist die Therapie bei Herzinsuffizienz offenbar noch verbesserungswürdig, macht eine Analyse von Krankenversicherungsdaten des German Health Risk Instituts (HRI) deutlich (Clin Res Cardiol. 2017, online 26. Juli). Das HRI enthält etwa 7 Millionen anonymisierter Daten von gesetzlich versicherten Patienten in Deutschland.

Die Auswertung von 123.925 Datensätzen von Patienten, die zwischen 2009 und 2013 an einer Herzinsuffizienz erkrankt waren, ergab, dass etwa ein Fünftel (21 Prozent) einer NYHA-Klassifikation zugeordnet wurde. Von ihnen erhielt knapp die Hälfte (45 Prozent) eine zum damaligen Zeitpunkt leitliniengerechte Therapie. Nach den ESC-Leitlinien von 2008 und der Nationalen Versorgungsleitlinie von 2011 gehören dazu ein ACE-Hemmer (oder bei Intoleranz ein Angiotensin II-Rezeptor-Blocker), und bei allen symptomatischen Patienten mit NYHA-Klasse II–IV ein Betablocker und Diuretikum. Wenn nicht kontraindiziert, wird für Patienten mit NYHA-Klasse III–IV zusätzlich die Gabe eines Mineralkortikoid-Rezeptors (MRA) empfohlen.

Die mittlerweile in die Leitlinien aufgenommenen Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren, kurz ARNI, waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht verfügbar.Auffällig war, dass gerade Patienten in einem Alter von 90 Jahren oder älter und solche mit fortgeschrittener Erkrankung (NYHA-Klasse IV) häufig nicht leitliniengerecht behandelt wurden; bei 72 beziehungsweise 79 Prozent dieser Patientengruppen war das der Fall. Je älter und kränker die Patienten waren, desto seltener wurde sich an die Leitlinien gehalten.

Bei vielen Patienten sei die Behandlungsstrategie somit zwar im Einklang mit den europäischen und deutschen Leitlinien gewesen, schließen die Studienautoren um Stefan Störk von der Universitätsklinik Würzburg. Doch gerade bei den älteren und kränkeren Patienten scheine es noch Raum für Verbesserungen zu geben.

Die Kardiologen halten eine rigorose Einhaltung der Leitlinienempfehlungen auch nicht immer für den richtigen Weg. Die behandelten Ärzte würden in einigen Fällen vermutlich ein größeres Augenmerk auf den Allgemeinzustand des Patienten legen als auf die starre Befolgung der Leitlinien.(vsc)

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