UNAIDS-Report

UN-Aidsprogramm legt Fokus auf Menschenrechte

Aids besiegen, aber wie? Bis 2030 soll die Krankheit global überwunden sein. Das gehe nur durch Achtung der Menschenrechte, mahnt das UN-Aidsprogramm. Für einen aktuellen Report gibt es prominente Unterstützer.

Veröffentlicht:
Im Juli kamen 10.000 Teilnehmer aus aller Welt zur Welt-Aids-Konferenz in München.

Im Juli kamen 10.000 Teilnehmer aus aller Welt zur Welt-Aids-Konferenz in München.

© Sabine Dobel/dpa

Genf/Bonn. Bildungsmöglichkeiten für Mädchen, Anerkennung von Homosexuellen und ein allgemeiner Zugang zu medizinischer Versorgung – Menschenrechte sind aus Sicht der UN im Kampf gegen HIV und Aids unabdingbar. Ohne die weltweite Akzeptanz und Sicherstellung dieser Rechte könne das Ziel, die Krankheit bis 2030 als globale Bedrohung auszuschalten, nicht realisiert werden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Report des UN-Aidsprogramms UNAIDS. Er erscheint im Vorfeld des Welt-Aids-Tags am Sonntag (1. Dezember).

Laut dem bereits im Juli veröffentlichten Jahresbericht 2023 von UNAIDS haben sich im vergangenen Jahr rund 1,3 Millionen Menschen erstmals mit dem HI-Virus infiziert . Das sei der niedrigste Stand an Neuinfektionen seit den späten 1980er Jahren. Auch die Zahl der Todesfälle durch die von HIV ausgelöste Aids-Erkrankung hat demnach abgenommen und lag mit 630.000 auf dem niedrigsten Stand seit 2004. Insgesamt lebten weltweit knapp 40 Millionen Menschen mit HIV, davon hätten 77 Prozent Zugang zu medizinischer Versorgung.

„Trotz großer Fortschritte bei den Maßnahmen gegen HIV hindern Menschenrechtsverletzungen die Welt weiterhin daran, Aids zu überwinden“, erklärte UNAIDS-Direktorin Winnie Byanyima. HIV-Erkrankte und Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko würden in vielen Ländern diskriminiert. Zu den Leidtragenden zählten von Bildung ausgeschlossene Frauen und Mädchen ebenso wie verfolgte homosexuelle und transgeschlechtliche Menschen. „Im Ergebnis bedeutet das, dass Menschen davon ausgeschlossen werden, wichtige Gesundheitsleistungen gegen HIV in Anspruch nehmen zu können, die wichtig sind, um ihr Leben zu retten und die Aids-Pandemie zu beenden“, so Byanyima.

Elton John warnt vor Scham

In dem Report melden sich auch Prominente zu Wort. Weltstar Elton John mahnte, dass eine Stigmatisierung von HIV-Erkrankten, insbesondere von homosexuellen, weiterhin stark verbreitet sei. Die daraus entstehende Scham bei den Betroffenen selbst bewirke „Leid und Verlust“, so der britische Sänger: „Wir wissen, dass Suizid, schlechte psychische Gesundheit, Drogenmissbrauch und HIV-Risiko durch Angst, Hass und Marginalisierung verstärkt werden.“ Der Künstler, der 1992 eine Aids-Stiftung mit seinem Namen ins Leben gerufen hat, appellierte an Regierungen in der ganzen Welt, diskriminierende Gesetze gegen Minderheiten aufzuheben.

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk betonte die Bedeutung von Menschenrechten für die Gesundheitspolitik. „Wenn Menschenrechte gefördert werden, wird die Gesundheit geschützt.“ Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt in Südafrika, Thabo Makgoba, rief speziell die Kirchen zu einer Öffnung für Minderheiten auf. „In den Glaubensgemeinschaften haben wir zu oft Menschen durch Vorurteile und Kleinlichkeit von uns weggetrieben.“ Der Glaube rufe hingegen dazu auf, „alle unsere Nächsten zu lieben“.

Kundgebung in Bonn

Zusätzlich zur Vorstellung in Genf wird der neue Report am Nachmittag am UN-Campus in Bonn präsentiert. Bei der Kundgebung von UNAIDS und der Deutschen Aids-Stiftung steht den Angaben zufolge die Ukraine im Fokus. So zählten zu den Rednern zwei ukrainische HIV-Aktivistinnen. Zudem werde der von US-Schauspieler Richard Gere produzierte Dokumentarfilm „Eyes on Ukraine“ gezeigt. (KNA)

Mehr zum Thema

HIV-Therapie

Gewichtszunahme? Nicht gleich das Regime wechseln!

Gastbeitrag

HIV-Versorgung in Deutschland: Ein Erfolgsmodell in Gefahr

Sexuell übertragbare Infektionen

Doxy-PEP: Verlieren wir ein wichtiges Antibiotikum?

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Antworten auf häufig gestellte Fragen

Was in die elektronische Patientenakte gehört – und was nicht

NVL Asthma und GINA-Leitlinie

Asthma – das ist neu in den Leitlinien

Diabetische Notfälle

Ketoazidose: Wichtige Aspekte für die Praxis

Lesetipps
Ein Hanfblatt liegt auf hellem Stein.

© yuliachupina / stock.adobe.com

Bei Schmerzen

Cannabinoide als Chance den Opioid-Verbrauch zu reduzieren