Aktionstag

Über 3 Millionen Schmerzpatienten bundesweit

Das Erkennen und Behandeln chronischer Schmerzen soll Gegenstand der allgemeinen ärztlichen und pflegerischen Versorgung werden.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Die Deutsche Schmerzgesellschaft rückt von dem Fernziel, einen Facharzt für Schmerzmedizin zu etablieren aktuell ab. Sinnvoller sei, sich nähergesteckte Ziele zu setzen, sagte DSG-Präsident Professor Michael Schäfer am Dienstag in Berlin. Das bedeute eine niederschwellige, wohnortnahe, flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung.

Gut 1100 Praxen in Deutschland haben die Qualitätssicherungsvereinbarung Schmerz angenommen. 381 davon beschäftigen sich ausschließlich mit Schmerzmedizin.

 "Wir denken, dass wir mit dieser speziellen Schmerztherapie sehr gut liegen", sagte Schäfer bei einer Pressekonferenz anlässlich des "Aktionstag gegen den Schmerz" am Dienstag.

Im Schnitt zehn verschiedene Arzneien

Zur Verbreitung schmerzmedizinischer Grundlagen trage die Verankerung des Faches im Studium bei. Derzeit sei die Strukturkommission aller an der schmerzmedizinischen Versorgung teilnehmenden Fachgesellschaften dabei, eine "Fachkunde Schmerzmedizin" aufzubauen. In anderen Fächern wie zum Beispiel dem Strahlenschutz heißt das, dass die Fachkunde über das Erfüllen vorab definierter Voraussetzungen nachzuweisen ist.

In Deutschland litten im Jahr 2014 etwa 3,25 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Das hat die Barmer GEK aus ihren Routinedaten hochgerechnet. Berücksichtigt würden dabei alle Patienten mit einer Schmerzdiagnose ohne Organbezug, sagte Ursula Marschall von der Barmer.

 Häufig seien Rücken- oder Kniegelenksschmerzen. Schmerzpatienten ab 65 Jahren erhielten im Schnitt rund zehn verschiedene Arzneimittel im Jahr verordnet. Sie zählten zu einer für Wechselwirkungen von Arzneien prädestinierten Gruppe.

In Pflegeheimen wachse die Zahl von Menschen mit chronischen Schmerzen, berichtete Franz Wagner, Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe.

Befragungen deuteten darauf hin, dass annähernd die Hälfte an Schmerzen leide. Es müsse mehr auf das Erkennen von Schmerzen spezialisierte Pflegefachpersonen geben.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen