Kinderschutz

Viele Kinder emotional vernachlässigt

Viele Kinder werden von ihren Eltern emotional misshandelt - und niemand reagiert.

Veröffentlicht:
Besonders Kinder mit neurobiologischen und morphologischen Auffälligkeiten sind gefährdet.

Besonders Kinder mit neurobiologischen und morphologischen Auffälligkeiten sind gefährdet.

© st-fotograf / fotolia.com

BERLIN. Ausmaß und Schweregrad von emotionalen Misshandlungen und Vernachlässigungen im Kindes- und Jugendalter werden stark unterschätzt.

Auf diese Defizite hat Dr. Tanja Blessier, Diplom-Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie im Universitätsklinikum Ulm, hingewiesen. Bei einer eher weiten Auslegung dieser subtilen Gewaltform sei davon auszugehen, dass heute fast 50 Prozent der Kinder emotional vernachlässigt und rund 15 Prozent emotional misshandelt würden.

Bei einer sehr engen und diagnostisch strikten Auslegung müsse man von zehn Prozent emotional stark vernachlässigter und rund einem Prozent emotional misshandelter Kinder ausgehen.

Gefährdet seien vor allem Kinder mit neurobiologischen und morphologischen Auffälligkeiten, die in Familien mit unsicherem Bindungsgefüge und einem desorganisierten Umfeld aufwachsen. Die elterliche Fürsorge für das Kind könne so nicht mehr wahrgenommen werden, weil der Konflikt zwischen den biologisch bedingten Bedürfnissen nach Nähe und Vertrauen und dem tatsächlich realen Kontakt zu den Bezugspersonen nicht mehr lösbar sei.

Blessier empfahl Ärzten in solchen Fällen, auch die "Frühen Hilfen" zu berücksichtigen, weil hier zumindest versucht werde, starre Strukturen im Versorgungssystem zu durchbrechen. Hilfreich für die Hausärzte und speziell die Kinder- und Jugendärzte sei zudem das Online-Programm "Grundkurs Kinderschutz in der Medizin" (https://grundkurs.elearning-kinderschutz.de). Der erste Testkurs mit fünf Modulen und 28 Lerneinheiten ist im Juni an den Start gegangen. (ras)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Das Gesundheitssystem ist kein KaDeWe-Buffet, oder, BVKJ-Präsident Hubmann?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung