Adipositas

Viele junge Typ-1-Diabetiker sind massiv übergewichtig

Die Adipositasepidemie macht auch vor Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes nicht Halt. Das kann für sie gefährlich werden.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Intensivierte Insulintherapie und veränderte Lebensgewohnheiten fördern Übergewicht bei jungen Typ-1-Diabetikern.

Intensivierte Insulintherapie und veränderte Lebensgewohnheiten fördern Übergewicht bei jungen Typ-1-Diabetikern.

© meal_meaw / fotolia.com

TAMPA. Das Bild vom dünnen Typ-1-Diabetiker ist nach wie vor weit verbreitet. Der Realität wird es allerdings kaum noch gerecht. Dank intensivierter Insulintherapie, aber auch infolge veränderter Lebensgewohnheiten liegt heute der BMI vieler Patienten schon im Kindes- und Jugendalter über den alters- und geschlechtsabhängigen Referenzwerten.

Darauf macht ein internationales Ärzteteam aufmerksam, dass die Daten von zwei großen pädiatrischen Typ-1-Diabetes(T1D)-Registern ausgewertet hat. Die Mediziner um Stephanie M. DuBose vom Jaeb Center for Health Research in Tampa (Florida) warnen vor nachteiligen Auswirkungen auf die Blutzuckerkontrolle (JPEDS 2015; 167: 627-632).

Als Datenbasis dienten das T1D Exchange (T1DX)-Register und die Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV). T1DX ist ein Register von US-amerikanischen Diabeteszentren, in die aktuelle Analyse sind Daten von 11.435 Patienten unter 18 Jahren eingegangen.

Nur 64 Prozent normalgewichtig

 In der DPV sind derzeit über 90 Prozent der deutschen und über 70 Prozent der österreichischen Kinder mit Diabetes erfasst; 21.501 von ihnen wurden in der vorliegenden Studie berücksichtigt.

Legt man die Vorgaben der WHO zugrunde, waren in beiden Registern zusammengenommen 12 Prozent der Kinder adipös und 24 Prozent übergewichtig. Normalgewicht hatten nur 64 Prozent; bei weniger als einem Prozent bestand Untergewicht. Dabei hatten die amerikanischen Patienten einen signifikant höheren BMI als die europäischen.

Die Abweichung von den Referenzwerten der WHO, der BMI-Z-Score, betrug im Median 0,78 versus 0,65 Einheiten. Gegenüber den jeweiligen nationalen Referenzwerten war der BMI-Z-Score um 0,74 beziehungsweise um 0,33 erhöht. Die Überschreitung der Normwerte zeigte sich in allen Altersklassen mit Ausnahme der Zwei- bis Fünfjährigen.

Der HbA1c-Wert lag im Mittel bei 8,5 Prozent (USA) und 7,9 Prozent (Deutschland / Österreich). Höhere BMI-Z-Scores waren mit höheren HbA1c-Werten korreliert, und zwar unabhängig von Diabetesdauer, Alter und Geschlecht.

Darüber hinaus bestand auch eine Assoziation zwischen erhöhten BMI-Z-Scores und der Häufigkeit von schweren Hypoglykämien (mit Krampf oder Bewusstseinsverlust) im letzten Jahr.

Zusammenhang zwischen BMI und Unterzuckerung?

Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die Unterschiede in HbA1c und Hypoglykämieraten geringfügig und möglicherweise nicht klinisch relevant waren. Außerdem sei unklar, ob zwischen dem BMI und dem Auftreten von Unterzuckerungen ein kausaler Zusammenhang bestehe.

"Ein gesundes Gewicht ist ein wichtiges Element in der Versorgung von jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes. Aber wie man dieses Ziel erreicht und gleichzeitig Blutzucker und HbA1c mit einer intensivierten Insulintherapie möglichst normnah einstellt, das ist noch nicht etabliert", fassen DuBose und Kollegen das Dilemma zusammen.

Es müsse jedoch mehr darauf geachtet werden, eine übermäßige Kalorienzufuhr zu vermeiden, gesunde Lebensmittel auszuwählen, regelmäßig Sport zu machen, weniger Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen und auf unnötige Snacks zu verzichten.

Diskutiert wird derzeit auch, ob Medikamente gegen Typ-2-Diabetes als Zusatz zur Insulintherapie auch bei Typ-1-Diabetikern günstige Effekte haben könnten.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Public Health Index 2025

Deutschland weist große Lücken im Gesundheitsschutz auf

Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wie ein gutes Offboarding gelingt

Wenn Mitarbeiter gehen: Praxisteams sollten diese acht Punkte beachten

Ambulantes Operieren

AOP-Vertrag wird an den EBM angepasst

Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant